Kleines Ausflügli ins Höckli von Freunden im Appenzellerland. Hoch über dem Bodensee ist auf der Wiese nebenan der Bauer am Blacken stechen. Wir kommen ins Prichten, die Zeit vergeht und plötzlich muss er in den Stall. Noch
so gerne nimmt er mein Angebot an, mit dem Blackeneinsen (siehe Bild oben) noch ein bisschen weiter zu stechen und dem hartnäckigen Unkraut zu Leibe zu rücken. Ich müsse halt dann Rechnung stellen, sagt er. Umgekehrt wäre richtig, für den Mäpplibauer gibts nichts besseres als ein bisschen im Dreck zu wühlen und drei Säcke Blacken zu stechen. Eigentlich eine win-win-Situation: Ich bin schneller erholt als wenn ich stundenlang im Wellness-Hotel rumplegern würde und
Ruedi wird die Blacke (dt. stumpfblättriger Ampfer, lat. Rumex obtusifolius) auf ökologische Weise los. Das Problem mit dem Problemunkraut ist, dass es ober- und unterirdisch (siehe Bild rechts) viel Platz einnimmt , keinen Futterwert hat, ja gar giftig ist (wegen der Oxalsäure) und pro Pflanze gegen 10000 Samen produziert, die sich extrem hartnäckig halten. Sie überleben 40 Jahre im Boden und problemlos das komplexe Magensystem der Kuh. Drum ist es am besten, wenn man sie vor dem Absamen ausgräbt und entweder verbrennt oder anderweitig definitiv entsorgt. Müde aber zufrieden schleppe ich gegen Sonnenuntergang meine Säcke an den Gartenzaun und putze das Blackeneisen. Jetzt könnte er Rechnung stellen: 3 Stunden Blacken-Wellness. Aber nein, am nächsten Tag bringt die Bäuerin freudestrahlend ein Früchtekörbli mit Rhabarbergonfi, Melissensirup und einem kleinen Bouquet. Häbit Dank!
August 1, 2011 um 10:08 pm
Super. Solche Deals können Sie bei mir aber auch haben – nur melden.
August 2, 2011 um 6:24 am
[…] Unterland. Die Geschichte und weitere Infos zur Blacke soeben publiziert in Adi’s Agro-Blog, Wellness für Bürobauer: 3 Säcke Blacken stechen. Es gibt auch Bauern (nicht nur Bauern), die den 1. August dazu benutzen, ihren Abfall im […]
August 3, 2011 um 11:42 am
Die Geschichte gefällt mir. Da gäbe es sicher manchen gelangweilten Urlauber, der noch so froh wäre, er könnte irgendwo sinnvoll anpacken, als einfach nur das Ende der Ferienwoche abzuhocken..
Das Ganze hat sogar das Potential zum echten Schlechtwetterprogramm. Müsste man eigentlich weiterverfolgen.
August 5, 2011 um 1:10 pm
@Flohnmobil:
Habe auch schon daran gedacht ein „30-Tage-Arbeitsprogramm“ für gestrandete Investment-Banking Manager anzubieten – gegen Bezahlung (von mir) natürlich.
Rauschendes Wasser für verbrannte Seelen, wär das nicht was?
Arbeit soll ja frei machen, also frei vom Burnout-Syndrom hauptsächlich…