Am Mittwoch hat Nestlé an der jährlich abgehaltenen World Water Week den Stockholm Industry Water Award erhalten. Das ist die vorläufige Krönung des Engagements von Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck, den wir oben links im Bild sehen. Der Österreicher amtet seit seinem Abgang aus dem operativen Geschäft als Wanderprediger für die Privatisierung der Wasserversorgung weltweit (zum Beispiel hier). Seine Bestandesaufnahme ist richtig: Der Wasserverbrauch ist zu hoch und er wächst zu schnell, nicht zuletzt weil viel Wasser für Unnötiges verschwendet wird. Dazu zählt Brabeck unter anderem den Anbau von Biotreibstoffen, den er dieser Tage zum wiederholten Mal kritisierte. Und die Bewässerung von Golfplätzen (möglicherweise sollte er mal mit seinem CEO Paul Bulcke reden, der offenbar Golf liebt, wie die „Bilanz“ schreibt, aber das nur nebenbei). In seiner Rede anlässlich der Preisübergabe wiederholte Brabeck noch einmal sein Wasserweltbild. Dort erklärte er unter dem Titel „Caring for water, Caring for Life“ unter anderem auch, dass der fortgesetzt sorglose Umgang mit Wasser dazu führen werde, dass es früher ausgehen würde als Erdöl. Soweit so gut. Trotz den schönen Worten, kann ich Brabeck aber als Menschenfreund und Hüter des wertvollen Nasses nicht wirklich ernst nehmen. Was er in seiner Rede nämlich mit keinem Wort erwähnt, ist die Bedeutung des Wassers für seinen Konzern. Dieser machte 2010 gemäss Hausmitteilung einen Umsatz von gut 9 Milliarden Franken (und eine Ebit-Gewinnmarge von 7,4 Prozent) mit dem Wassergeschäft, knapp 10 Prozent des gesamten Umsatzes. Nicht dass es verwerflich wäre mit Mineralwasser Geld zu verdienen. Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass es Brabeck noch fast etwas stärker um die Profite geht, als um das Wohlergehen der Millionen, die keinen Zugang zu frischem Trinkwasser haben. Äusserst zweifelhaft scheint mir auch, ob durch eine Privatisierung eine flächendeckende Versorgung eher gewährleistet wäre. Würde dies stimmen, dann gäbe es theoretisch auch keine Hungernden mehr. Ich würde deshalb den Redentitel leicht anpassen: „Caring for water, Caring for Profit“. Kleines Detail am Rande übrigens noch. Nestlé ist Sponsor der World Water Week (siehe Screen-Shot rechts). (Bild oben Nestlé)
August 25, 2011 um 2:18 pm
So geht es mir bei der Diskussion um die Wertschätzung von Ökosystemleistungen generell. Äusserst notwendig, wenn es darum geht, den Wert bisher nicht monetär erfasster Naturgüter und -dienstleistungen zu ermitteln und diese in die volks- und betriebswirtschaftlichen Bilanzen aufzunehmen. Bedenklich stimmen mich dabei allerdings die Bestrebungen, das Thema für die Unternehmen schmackhaft zu machen mit dem Verweis auf das grosse (zukünftige) Vermarktungspotenzial für Gemeinschaftsgüter, die bis jetzt noch weitest gehend unentgeltlich oder zu den sozialen Verhältnissen angepassten Kosten der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.