Im Moment haben nicht nur die Banken sondern auch die Bundesämter Berichtsaison. Vor allem das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat derzeit einen hohen Ausstoss: Letzte Woche der Bericht über die Stickstoffflüsse in der Schweiz 2020 und heute das sogenannte Treibhausgasinventar – eine ganz schöne Wortschöpfung – das über die Emissionen 2011 Auskunft gibt.
Das Ergebnis für die Landwirtschaft: durchzogen. Beim Stickstoff, wo die Schweiz die angestrebten Reduktionsziele bis 2020 verpassen wird, trägt die Landwirtschaft nichts zur Verminderung des Ausstosses bei. Nicht, dass die anderen Branchen viel besser dastehen würden, aber das ist kein Grund zum Feiern. Im Treibhausgasinventar hat die Landwirtschaft ihre Emissionen um 8 Prozent gesenkt. Auch das ist kein Anlass zum Jubeln, konnten doch andere Sektoren, wie Privathaushalte (-22%) und Dienstleistungen (-21%) massiv mehr einsparen, wobei festzuhalten ist, dass diese dank des milden Winters weniger heizen mussten und so im Vorbeigehen reduzieren konnten.
Nichtsdestotrotz tun die Bauern gut daran, die ganzen Emissionsfragen ernster zu nehmen als bisher. Unter Ökologie versteht man an der Scholle heute artenreiche Blumenwiesen, zwitschernde Hecken und Hochstämmer sowie artgerechte Tierhaltung. All das ist vernünftig und richtig. Und jeder Handgriff wird grosszügig entschädigt aus den Direktzahlungstöpfen.
Deutlich weniger tief ist im Bewusstsein bisher der unsichtbare Umweltschutz, zum Beispiel die Reduktion von Emissionen aller Art, von Futtermittelimporten und Düngern, von Bodenbearbeitung (CO2-Emissionen durch Ackerbau) und von Gasen aus der Tierhaltung. Ich gebe zu, es ist nicht einfach, gibt es doch beträchtliche Interessenskonflikte etwa der Art, dass Freilandhaltung in vielen Fällen höhere Treibhausgas-Emissionen zur Folge hat, als die Haltung in geschlossenen Stallsystemen.
In anderen Fällen wäre es relativ einfach, Verbesserungen zu erreichen: Beim Ausbringen von Gülle, dem sich die kleine Bildserie widmet, kann man die Ammoniakemissionen durch Schleppschläuche (mittleres Bild) und noch stärker durch sogenannte Injektoren, wo die Gülle direkt ins Erdreich eingearbeitet wird, vermindern. Allerdings ist die Technik nicht billig und in Hügel- und Bergzonen nur beschränkt einsetzbar.
Obwohl selber kein grosser Spezialist für Emissionen gehe ich davon aus, dass diese den Bauern in den nächsten Jahrzehnten massive Immissionen bescheren werden. Es würde mich schwer erstaunen, wenn es nicht früher oder später zu zusätzlichen Vorschriften bezüglich Tierhaltung und Landtechnik käme. Ich würde den bäuerlichen Organisationen und proaktives Handeln empfehlen: Das heisst, Berichte wie die erwähnten ernst nehmen und den Mitgliedern aufzeigen, wo Handlungsoptionen bestehen. Und die Lobbyisten in Bern sollen sich schon mal überlegen, wie man Klimaleistungen in bare Münze, sprich Direktzahlungen, umwandeln kann. (Bilder lid.ch, lebensministerium.at)
Schlagwörter: Ammoniak, Bafu, Emissionen, Gülle, Immissionen, Treibhausgase
April 15, 2013 um 10:32 pm
lieber adi
als ich letzhin im appizellerland mit meiner tochter an einer mit schleppschläuchen gegüllten wiese vorbei ging, und ich ihr probierte zu erklären wiso das so lustig aussieht, ist mir eine schönes vergleichsbild dazu eingefallen. die mit rechen wunderschön gestalteten japanischen kiesplätze. das wäre doch eine neue möglichkeit für ein güllenwiesen-gestalten wettbewerb. so analog zu den: wer hat die schönsten balkonkistli wettbewerben. so könnte man das doch ankurbeln, und wunderschöne flugbilder davon machen und mit co2 emissionsstempel verkaufen……..
lieber gruss urs
April 17, 2013 um 3:14 pm
Toller Tipp, Urs! 🙂
Naja…mal schauen, wie sich die Landwirtschaft verhalten wird. Aber zugegeben: dort ist das Einsparpotenzial am geringsten, weil Alternativen nur schwer einzuführen sind und dazu noch sehr viel kosten.
April 21, 2013 um 6:37 pm
Hallo Adi
Es gibt auch Schleppschläuche für das Berggebiet. Doch sie sind nur beschränkt einsetzbar. Steilhänge werden mit dem Weitwurfverteiler begüllt. Wenn die Bauern von oben nach unten sprayen, dann gibt das ganz „schöne“ Nebelschwaden, die talwärts ziehen, sich auf Wäldern, Gewässern, Hecken und Häusern nierderschlagen, besonders, wenn der Wind weht.. Die Ammoniak-Emissionen sind gewaltig. In den Bergen ist das Reduktionspotenzial daher nicht so gross.
Grüsse vom Berg
Heidi
April 24, 2013 um 8:48 pm
Merci Heidi, gute Ergänzung für einen Talbub wie mich!
April 25, 2013 um 2:51 pm
Genau, coole Idee, Ürsu, oder dann irgendein Logo injizieren und sich damit die Maschine finanzieren, zB Braun Haushaltgeräte…