Der Schweizerische Bauernverband (SBV) hat hier von mir ja schon viel Fett abgekriegt, drum hat er jetzt auch mal ein bisschen Balsam verdient. Wie Sie, liebe Leserinnen ja vielleicht wissen, stehen wir schon mitten im internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe. Diese produzieren immerhin 70 Prozent der Nahrungsmittel weltweit, gleichzeitig sind 60 Prozent der Armen weltweit Bauern und Bäuerinnen.
Aus Anlass dieses für einmal sehr gerechtfertigten Sonderjahres hat der SBV 27 Mitgliederfamilien gesucht, die auf Facebook aus ihrem Alltag berichten. Hier finden sich alle Betriebe auf einen Blick und hier gibt’s noch etwas mehr Hintergrundinfo.
Ich hab mich ein bisschen umgeschaut auf diesen Seiten. Die Einblicke sind interessant, rührend, überraschend, herzig, aufschluss- und abwechslungsreich. Alles reich illustriert und dies teilweise gar mit bewegtem Bild, so gibt’s zum Beispiel bei Familie Jost aus Obergesteln im Goms für Technikfreunde ein Filmli mit Schnneräumung zwischen Hof und Miststock und bei Familie Pfister aus Bözen ein sehenswertes Video auf dem die Jungbäuerin Vieh füttert. Ich muss sagen, mir gefällt das, auch wenn die Zahl der Betriebe mit 27 vielleicht etwas hoch ist, um die Sache flächendeckend zu verfolgen. Wobei, es musste föderalistisch korrekt jeder Kanton berücksichtigt sein (einer offenbar sogar zweimal, wer rausfindet welchen kriegt von mir einen kleinen Preis) und vermutlich wird es bei der Leserschaft regionale Vorlieben geben.
Interessant zu sehen ist, was die Bauernfamilien berichtenswert finden. Sehr beliebt war gestern ein Porträt mit der mittels Kuchen frisch gekürten Königin. Hier ist jemand am Bäume schneiden, dort klebt eine Tochter des Hauses einen Kleber hinten auf ein Auto, hüben wie drüben werden Männerchor- und Turnvereinstheater beworben, Kinder in Trachten gezeigt und mit aufschlussreichen Charakterbeschreibungen porträtiert. Die meisten Familien scheinen richtig Freude zu haben, immer wieder neue Entdeckungen zu präsentieren und dabei haben sie gecheckt, dass das Alltägliche meistens das Spannendste ist. Emsig wird hie und da auch schon kommentiert und repliziert. Bin gespannt auf die Fortsetzung, da werden sich im Lauf des Jahres interessante Puzzles ergeben. Hoffe, dass die Urbanistas auch reinschauen, weil man hier dies- und jenseits der Klischees mehr erfahren kann über die Vielgestaltigkeit der schrumpfenden landwirtschaftlichen Bevölkerung.
Zum Zug kommen in diesem Bilderbogen übrigens auch je eine Familie aus Bolivien, Honduras und Kirgistan, ein Produkt der Zusammenarbeit des SBV mit Helvetas und Swissaid. Das wirkt für mich nocht etwas Feigenblattmässig aufgesetzt, um doch noch ein bisschen zu motzen, aber auch das kann noch werden. Bin mir allerdings nicht sicher, ob SBV-Vizedirektor auch an die Familienbetriebe in der dritten Welt dachte, als er – das musste natürlich sein – bei der Lancierung der Verbandsaktivitäten zum Sonderjahr noch etwas Werbung machte für die „Initiative für Ernährungssicherheit“. Womit wir wieder beim Fett wären, aber das kann jetzt noch ein bisschen warten. (Alle Bilder von den Facebook-Seiten der Bauernfamilien)
Schlagwörter: Bauernfamilien, Facebook, Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe, SBV
Januar 8, 2014 um 8:52 am
Adi, es sind sogar zwei Kanton doppelt: Bern und Wallis.
Januar 8, 2014 um 11:30 pm
Merci Jonas, gibt Trostpreis, Colette war auf FB schneller, wenn auch nicht so komplett wie Du, congrats!