„Zu den obersten Geboten der Fenaco gehört der haushälterische Umgang mit landwirtschaftlich nutzbarem Boden“, sagt Fenaco-Präsident Lienhard Marschall laut einem Artikel unter dem Titel „Mit Augenmass bauen“, der im Herbst 2012 auf der Fenaco-Homepage veröffentlicht wurde.
Entweder gilt das Wort des Präsidenten nichts oder schon nicht mehr, oder dann ist das eine Selbstberuhigungspille in einer Zeit in der sich die Besitzer der Fenaco-Landi Gruppe, die Bauern, gerne hervortun mit besorgten Wortschwällen zum Kulturlandschutz. Die Lobag, der konservative bernische Bauernverband hat sich gar – in der Not frisst der Teufel Fliegen – mit den Grünen zusammengetan, um eine Kulturlandinitiative zu lancieren.
Wenn man nämlich einfach mal Landi und Neubau in die Suchmaschine eingibt, kommt einem ein ebenso umfangreicher Schwall von Bildern mit üblen einstöckigen kulturlandfressenden Landi-Bauprojekten entgegen, dazu gehören immer eine Tankstelle und ein ausgedehnter Laden, alles natürlich einstöckig und architektonisch bestens geeignet, um die Landschaft zu verschandeln. Dazu ein paar zufällig ausgewählte Beispiele: Landi Rüederswil BE (siehe den Auftakt oben, hier links ein Bild von den Bauarbeiten und rechts das geplante Endaussehen).
Nächstes Beispiel ist die Landi Reiden LU. Hier der Humusabtrag…
…und der prächtige Endausbau als Computeranimation.
Eine weitere Augenweide im ehemaligen Landwirtschaftsland ist die Erweiterung der Landi Mühlethurnen mit Getreidesilos.
Und hier zum Abrunden noch der Neubau in Klingnau…
…und der Neubau in Eglisau. Erweiterung der Galerie ist jederzeit in beliebigem Umfang möglich. Insgesamt ein deprimierendes Bild, das zeigt, dass die Schere zwischen der auf der Homepage postulierten Aufmerksamkeit bezüglich Kulturlandverlust und der Realität erschreckend weit offen ist. Das nützt auch der schöne Nachhaltigkeitsbericht wenig, den die Fenaco hat erstellen lassen. Die Bauern täten gut daran, ihrem Unternehmen etwas besser auf die Finger zu schauen, wobei viele unter ihnen ja als Grossbaulandverkäufer selber viel zur Zersiedelung und zu architektonischen Einöde im Land beigetragen haben. (Alle Bilder und Illustrationen: Landi)
Schlagwörter: Fenaco, Kulturlandinitiative, Kulturlandverlust, Landi, Lobag
Juli 8, 2014 um 3:30 pm
Du vergisst, die Parkplätze vor den Landis zu erwähnen – notabene oberirdisch, weil es billiger kommt als eine Tiefgarage zu bauen.
Juli 11, 2014 um 3:18 pm
Dominik Flammer hat mir diesen Kommentar auf Facebook hinterlassen und ich finde, er bringt ein weiteres Problem der Landi in wenigen Worten träf auf den Punkt: „Und wenn man Adrian Krebs einmal mehr nicht widersprechen kann, dann ganz sicher hier. Nur als Ergänzung: Was die Fenaco mit ihren Landis übrigens an chinesischer und sonstiger Import-Billigstware im Angebot hat, unterbietet in Sachen mangelnder Fairness, Qualität und Nachhaltigkeit selbst die deutschen Nüteli-Ketten.“ Merci Dominik
Juli 17, 2014 um 3:31 pm
Danke Adrian Krebs. In der Debatte zur Einwanderungsinitiative habe ich sehr auf eine solche Illustration gewartet. Ein gutes Beispiel für die Verlogenheit der SVP-Führung, die auch die Fenaco dominiert („die Ausländer fressen uns das Kulturland weg“). Zum Glück gibt es heute auch für die Bauern wirtschaftliche und politische Alternativen.