Eher selektiv präsentiert die Marketingagentur Switzerland Cheese in einer Medienmitteilung ihre Halbjahreszahlen: „Wertmässige Steigerung der Exporte von Schweizer Käse“ hiess es da. Der Titel verschweigt aber, dass die Exporte im ersten Halbjahr 2014 um gut 5 Prozent gesunken sind und dass die Wertsteigerung lediglich erhöhten Preisen zu verdanken war, die dann auf die Exporte drückten. Es sei einer Vermarktungsorganisation, die im Namen der Branche Marketinggelder des Bundes und eigene Mittel verteilt, nicht verwehrt, schönzufärben. Aber in diesem Fall wäre es vermutlich eher angezeigt, reinen Wein einzuschenken.
Das hiesse klar aufzuzeigen, was Sache ist und welche Strategien ergriffen werden sollten, um Gegensteuer zu geben. Die Fakten sprechen für sich: Der seit Jahren anhaltende Sinkflug des nach wie vor grössten Umsatzträgers Emmentaler ist brutal weitergegangen (-18,2% gegenüber der Vorjahresperiode) und die bisher fast stetig wachsenden anderen Spezialitäten wie Gruyère (-1,6%), Appenzeller (-1,5%),, Tête de Moine (-3,4%), Tilsiter (-13,1%) und Vacherin Mont d’or (-51,6%(!)) haben die Wachstumsgrenze erreicht oder überschritten, vom Sbrinz gar nicht zu reden (-12,5%). Ein schlechtes Zeichen ist auch, dass der sogenannte Switzerland Swiss, eine billige Emmentalerkopie ebenfalls nicht vom Fleck kommt (-0,7%), nachdem er letztes Jahr noch um 200% zugelegt hatte. Das zeigt, dass die Selbstkannibalisierung keine brauchbare Strategie ist.
Was heisst das unter dem Strich? Alles, worauf die Schweiz stolz war im Käseexport steckt in der Krise oder hat zumindest die Grippe. Gleichzeitig haben die Importe wert- und mengenmässig wie immer in den letzten Jahren zugelegt und zwar um 2,6%, am deutlichsten war die Zunahme interessanterweise bei den Hartkäsen, also unseren Topprodukten, die im Inlandabsatz auch eher zaghaft wachsen oder gar weiter schrumpfen.
Die ganze Situtation wird sich aufgrund der Aufhebung der Milchkontingente im nächsten Jahr in der EU vermutlich noch verschärfen. In der bäuerlichen Presse befürchtet man bereits eine Milchschwemme. Die Milch wird bei der zu erwartenden Überproduktion billiger, was nach Adam Riese garantiert auf die Produktepreise durchschlagen wird, was die Importkäse preislich für die Importeure noch interessanter und den Export noch tückischer macht.
Gleichzeitig liebäugelt der Bund mit Support der üblichen Souffleure mit einer Freihandelsstrategie bei der sogenannten Weissen Linie, also Frischmilchprodukte. In einem Kampf der Studien schlagen sich Befürworter und Gegner einer Marktöffnung die Zahlen um die Ohren. Zugunsten einer Liberalisierung wird gerne das Beispiel Käse angeführt, wo der Freihandel zu den eben aufgezählten Auswirkungen geführt hat. Ich sehe aus den Erfahrungen mit der „Gelben Linie“ aber keinerlei positive Argumente in Richtung isolierter Marktöffnung erwachsen. Es bräuchte, wenn schon offene Grenzen für sämtliche Branchen, habe mir da schon öfter die Finger schusselig geschrieben. Solange Importeure von landwirtschaftlichem Gerät bis Medikamenten die höhere Schweizer Zahlkraft schamlos abschöpfen dürfen, ist es nicht sauber, die Bauern samt der nachgelagerten Sektoren in den Marktsturm zu stellen. Dass man das dann mit staatlichen Ausgleichszahlungen kompensieren muss ist ja irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei, wenn man von genau dieser Subventionspolitik eigentlich weg kommen möchte.
Item, ich melde mich mal für ein paar Wochen ab und werde möglichst viel Hartkäse essen, promise.
Schlagwörter: Emmentaler, EU, Freihandel, Gruyère, Käsemarkt, Milchmarkt, Switzerland Cheese Marketing
Juli 26, 2014 um 7:58 am
Hallo Adi,
Vorweg wünsche ich Dir schöne Ferien. Könntest Du mir nachher erklären, warum sowohl höhere Preise wie tiefere Preise den Käse-Export erschweren sollen?
Ansonst bin ich mit Deiner „Übungsbesprechung“ leider ziemlich einverstanden. Alle die Leute, die billige importierte Rohstoffe veredeln können, sollten sich Rechenschaft geben, was es heisst, ausschliesslich teure Schweizermilch zu Schweizerprodukten verarbeiten zu müssen/dürfen. Von den Importeur-Profiteuren, die Du bereits erwähnt hast, ganz zu schweigen.
Liebe Grüsse aus dem schwimmenden Simmental
Dein Ängg
Juli 26, 2014 um 12:02 pm
@Ernst Roth:
Da ich schon lange keine Ferien mehr kenne, erlaube ich mir eine Erklärung abzugeben.
Der Autor sagt ja bloss, dass die Exporte noch weiter unter Druck kommen werden, weil die Importe billiger und die Mengen in der EU höher sein dürften als je zuvor. D.h., billige-billige-Neckermann-Preise aus EU und inflationäre Exportpreise bei sinkenden Markvolumen.
Somit dürfte die Lage für den Schweizer Käse noch ungemütlicher werden als bisher schon.
Ob sich die Situation nach Unterzeichnung etwelcher Rahmenabkommen mit der EU durch Monseigneur Burkhalter bessern wird, bleibt aber abzuwarten. Oder so.
Juli 27, 2014 um 6:37 pm
Lieber Adi,
Ich gehe 180 Grad in die andere Richtung. Milch landet schon lange nicht mehr in meinem Einkaufkorb. Nach dem Hören der Sendung Mythos Milch gebe ich mir noch mehr Mühe, den Käse-Konsum zu senken. Ganz werde ich wohl nicht loskommen, z.B. Chnöpfli mit Emmentaler mag ich sehr!
Mythos Milch, SRF Kontext vom 23.7.14
http://www.srf.ch/sendungen/kontext/mythos-milch
Juli 29, 2014 um 2:40 pm
Hallo Adi. Kurz zu unserer „beschönigenden Medienmitteilung“. Der Titel ist positiv, das stimmt. Jedoch haben wir danach im Lead und im Text geschrieben, dass die wertmässigen Exporte abgenommen haben und der Handel Preiserhöhungen durchführen musste und der Importdruck immer mehr zunimmt. Du siehst wir beschönigen nichts.
Lieber Gruss
Manuela
August 18, 2014 um 10:27 pm
@Ernst, besten Dank für die guten Wünsche, ich habe mich in England vom Schweizer Regen erholt;-). Dank an @Ion, der meine Antwort vorweggenommen hat. @Heidi, du kennst meine Vorliebe für jegliche Art vom Milchprodukt, bis runter zum Mozzarellawasser, deshalb kann ich Dir nicht folgen bei Deiner Abneigung, Mythos hin- oder her, aber ich werde mir die Sendung noch anschauen. @Manuela, besten Dank für die Replik, aber Du kennst die Macht der Titelei und die finde ich in diesem Fall zu optimistisch, wenn alles was nachfolgt negativ ist, aber ich hoffe mit Dir auf Besserung und wünsche Euch dabei viel Glück!
Dezember 19, 2018 um 11:30 am
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