In vielen Blättern gibt es das schöne Autorenkürzel (einges.). Dabei handelt es sich nicht etwa um Ernst Ingo Gessler oder eine andere Persönlichkeit, sondern um die Abkürzung für „eingesandt“. Das gibt es neuerdings auch im Agroblog.
Dieser Tage erreichten mich besorgte Zeilen eines Naturfreunds, der sich über eine Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands aufregte. Diesen Beitrag will ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser nicht vorenthalten:
Der Schweizer Bauernverband will die Ernährungssicherheit in die Bundesverfassung aufnehmen. Dafür hat er eine Volksinitiative eingereicht. Dann das Kulturland muss vor Gewässerräumen und Buntbrachen verschont werden (damit noch mehr Überschüsse produziert werden können). Gleichzeitig gibt der SBV der Bauernschaft den Tipp, bei Kulturlandverkäufen noch etwas zuzuwarten, weil in Kürze via parlamentarischen Weg beim Kulturlandverkauf die Steuern optimiert werden können. Eine nicht mehr zu überbietende Doppelmoral.
Damit trifft der Einsender tatsächlich einen wunden Punkt in Brugg. Im Stile von Wanderpredigern prangern die Vertreter des Bauernverbands bei jeder Gelegenheit den Kulturlandverlust an. Tunlichst vermeidet man aber, die Mitverantwortung der bäuerlichen Landverkäufer (und -überbauer) für die Zersiedelung zu thematisieren; im Gegenteil, man gibt ihnen sogar noch Tipps, wie sie unersetzbare Grundlage ihres Berufsstands möglichst gewinnbringend verscherbeln bzw. vergolden können. Das ist unter dem Aspekt der Interessenvertretung nachvollziehbar, aber es macht sich einfach extrem schlecht, wenn man sich mit erhobenem Zeigefinger der einen Hand tagein tagaus über das Schäufelchen der anderen beschwert, während man stets selber die andere Hand am Bedienungshebel für den Baggerarm hat. Dass dann in Leserbriefen und anderen bäuerlichen Protestkundgebungen die Gewässer-Renaturierungen und Ökoflächen als Sündenböcke hinhalten müssen ist eine groteske Verdrehung der tatsächlichen Probleme. (Bild Rus2Swiss Immobilien, Bearbeitung durch Red.)
Schlagwörter: Kulturlandverlust, SBV
November 10, 2014 um 1:08 pm
Unser Wohlstand – so wollen es die Regierenden und die Firmenbesitzer – basiert auf Wachstum. Von immer grösseren Wohneinheiten, wachsender Einwohnerzahl (auch Arbeitskräfte für die Landwirtschaft) profitieren die Bauern, welche Land mit riesigem Gewinn verkaufen. Je stärker die Bodenbasis für die Inlandproduktion schwindet, desto vehementer fordert die Bauernschaft Produktion auf jedem Fleck Boden. Natur soll weg! In Anbetracht der starken Subventionierung der Schweizer Landwirtschaft (OECD-Daten) sollte ein Teil des hohen Gewinns an die Steuerzahleden zurück fliessen.
Vielleicht wird in Zukunft einmal nur noch soviel Boden für die Produktion übrigbleiben wie für die Export-Nachfrage der Reichen dieser Welt erforderlich ist. Es ist cool, Schweizer Produkte zu konsumieren! Wer am meisten zahlt, der hat den Zuschlag.