Oft wird die Zeitungslandschaft als Bannwald der Demokratie gepriesen. Wenn man bei diesem Bild bleiben will, so bildet die Agrarpresse einen kräftiges Bannwäldchen über dem Schweizer Landwirtschaftsidyll, das sich gerade wieder sehr robust gezeigt hat gegen jegliche Sparversuche der weniger bäuerlich gesinnten Politikerinnen und Politiker.
Dieses Bannwäldchen ist nicht nur nach wie vor artenreich sondern auch ziemlich vital, wenn man die Auflagenentwicklung mit derjenigen im publikumsmedialen Bannwald vergleicht, wo einige markante Bäume ziemlich in Schräglage geraten sind, wie obenstehende Tabelle zeigt, wobei die NZZ das etwas bessere Abschneiden vor allem einer Gratisauflage von gut 15’000 Exemplaren oder 12,4 Prozent zu verdanken hat (Tagi 5,1%).
Aber zurück ins landwirtschaftliche Bannwäldchen, dessen Florieren angesichts des ungebrochenen Strukturwandels in der Landwirtschaft umso bemerkenswerter ist. Hier bleibt die „Tierwelt“, kein klassischer Landwirtschaftstitel zwar, aber auf Bauernhöfen gut vertreten, unangefochtener Leader. Die Auflage hat nicht sehr gelitten, deutlich schmerzhafter dürfte hier der am reduzierten Seitenvolumen ablesbare Inseraterückgang sein, auch auf dem Land wandern die Anzeigen ins Internet ab.
Die beiden grossen Wochentitel haben unterschiedliche Entwicklungen hinter sich. Der „Schweizer Bauer“ konnte vor zwei, drei Jahren die „BauernZeitung“ überholen, die vermutlich noch etwas leidet unter dem Strukturwandel in der Milchwirtschaft und dem Rückgang der früher üblichen Genossenschaftsabos. Insgesamt sind sie nun etwa gleich auf, eine schöne Ausgangslage für einen sportlichen Konkurrenzkampf.
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung beim „St. Galler Bauer“, der seine Auflage in den letzten acht Jahren um gut 10 Prozent auf 12’133 Exemplare steigern konnte, bei noch rund 3’500 direktzahlungsberechtigten Betrieben. Da hat man es offensichtlich geschafft, dem Strukturwandel ein publizistisches Schnippchen zu schlagen, ähnlich wie die Westschweizer Publikation „Terre et Nature“, die ihre Leserschaft erfolgreich weit über die bäuerlichen Kreise hinaus erweitert hat (und rund 10 Prozent der Exemplare am Kiosk absetzt), was kein leichtes Unterfangen ist.
Zur Erklärung vielleicht noch warum ausgerechnet die Zahlen von 2006: Es sind die ältesten im WEMF-Archiv verfügbaren Auflagebulletins.
Schlagwörter: Agrarmedien, Auflageentwicklung, WEMF
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