Archive for the ‘Entwicklungszusammenarbeit’ Category

Oh Mali…

April 7, 2012

Keine Angst, bald kommt hier auch wieder einheimisches Schaffen zum Tragen. Aber jetzt ist noch einmal Afrika an die Reihe. Genauer Mali. Die Nachrichten aus dem westafrikanischen Land überschlagen sich dieser Tage. Putsch kurz vor der Präsidentschaftswahl, Eroberung von Städten im Norden durch Tuareg und islamistische Zellen, Machtübergabe der Putschisten an eine zivile Regierung, Unabhängigkeitserklärung der Eroberer im Norden. Die Details finden sich hier und hier.
Mir gehen diese Nachrichten recht nahe. Mali hat es mir angetan, als ich vor gut 5 Jahren dort als totaler Naseweiss ein knapp zweimonatiges Praktikum bei der Privatradiostation Kledu absolvierte (hier mein Web-Tagebuch). Es war eine enorm eindrückliche Zeit. Um soviel zu erleben brauche ich zu Hause normalerweise mehrere Jahre. Ich lernte beruflich und menschlich viel. Das Leben in Mali ist für die Leute dort kein Schleck, das Klima ist hammerhart (aktuell droht in der ganzen Sahelzone wegen fehlener Niederschläge eine Hungersnot) und die wirtschaftlichen Umstände für die grosse Mehrheit schwierig bis miserabel. Die jüngste Entwicklung wird daran gar nichts ändern, im Gegenteil, die politische Unruhe wird den Alltag weiter erschweren, die wenigen Investoren irritieren und potenzielle Geldgeber fernhalten. Manchmal fragt man sich schon, wie ein Land und seine Bewohner soviel Pech haben können. Aber die Leute die ich dort getroffen habe, waren nicht nur grossmehrheitlich sehr nett und hilfsbereit, sondern machten auch einen zähen Eindruck. Ich bin optimistisch, dass sie auch diesem Sturm irgendwie trotzen werden. Stürme gab es schon viele auf dem Gebiet des heutigen Mali, ein paar davon finden sich im interessanten Roman „Segu“ von Maryse Condé, der leider, so wies aussieht nur noch antiquarisch erhältlich ist.
Aus aktuellem Anlass habe ich noch einmal ein bisschen in den alten Fotos rumgestöbert, natürlich mit Suchkriterium Landwirtschaft. Das Bild oben zeigt einen Melker am Stadtrand der Hauptstadt Bamako. Zum Thema Milchwirtschaft möchte ich auf das Projekt Pro Milch Mali verweisen. Ein Schweizer Agronom und ein malinesischer Kollege produzieren Pastmilch, eine gute Sache und ein Beispiel dafür, dass es in aller Stagnation auch immer Bewegung gibt.
Typische Strassenszene in Bamako, der Kuhfreund kommt hier gut auf die Rechnung.
Die Kinder werden früh in den Arbeitsprozess integriert, diese jungen Fruchtkäuferinnen boten die Ware gemeinsam mit der Mutter an, was wohl aus ihnen geworden ist?
Ein Händler auf dem Viehmarkt in Kati, etwa 30 entfernt von der Hauptstadt. Mali ist ein hartes Pflaster für den Tierfreund und vor allem für das Vieh selber. Man geht hier unzimperlich um mit der Kreatur.
Seis bei der Haltung…
…seis beim Transport von Lebware…
…seis bei der Schlachtung (hier Poulets in Bamako)…
…oder seis bei der Präsentation im Geschäft.
Ein ländliches Ehepaar auf der Niger-Fähre in Ségou.
Fischerin in Mopti.
Ein Bub in Timbuktu vor einem der typischen Privat-Backöfen.

…und ja, davon wird es viel brauchen für die Malinais(es). Je vous souhaite bonne chance sur le chemin d’or!

Yam Pouiré: Argent caritatif au travail

April 2, 2012

Nachdem ich vor kurzem meine Steuergelder an der Arbeit beobachtet habe (auf dem Hochstammbaum), ist die Reihe heute am Spendegeld. Durch einen Arbeitskollegen, merci Walter, bin ich vor etwa zwei Jahren auf das in Burkina Faso aktive Mini-Hilfswerk Yam Pourié (=“Teilen von Gedanken, Kenntnissen und Weisheit“) aufmerksam geworden. Es ist in Wangen im Glatttal beheimatet und hat seine Mitglieder vor allem in dieser Gegend. Neben vielen Privaten gehören auch (Kirch-)Gemeinden zu den Unterstützern. Nach dem letzten Lotto im heimischen Säli konnte ich dank meinen FreundInnnen auch etwas überweisen. Deshalb werde ich jetzt eingelade an die Anlässe von Yam Pouiré. Der Orientierungsabend vor wenigen Tagen war interessant. Das Ziel des Vereins ist, die Kräfte nicht zu verzetteln und in wenigen Dörfern vor allem im staubtrockenen Norden des Landes die Lebensbedingungen zu verbessern und so etwas gegen die grassierende Verstädterung zu unternehmen. Beispiele: Schulen, Schafe, Latrinen, Honigprojekte, Kücheineinrichtungen, Getreidelager, Kornmühlen, Brotöfen, Wasserschubkarren und Brunnen, Brunnen, Brunnen. Alles immer unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe und nur dann und dort, wo die Leute selber das Bedürfnis äussern. Die charismatische Gründerin und Präsidentin Monique Raemy hielt einen recht packenden Vortrag nicht nur über das Tätigkeitsprogramm sondern auch ihre Ideen. Tönt alles sinnvoll, bei der Realisierung setzt man auf die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. Das mindert auch die Gefahr, dass das Projekt zusammenfällt, sobald die Gründerin eines Tages nicht mehr mitmachen will oder kann. Rückschläge kamen auch zur Sprache: zum Beispiel der Versuch, Solarkocher einzuführen. Diese rosten nun in den Hinterhöfen vor sich hin. Die Schritte sind klein, aber Raemy und ihre MitstreiterInnen lassen sich davon nicht entmutigen. Zur Illustration die folgende Geschichte der Präsidentin: „An einem Strand werden bei Sturm hunderte von Seesternen angespült, dem sicheren Tod geweiht. Ein Mädchen wirft einen nach dem anderen zurück, ohne Chance, alle zu retten. Kommt ein Erwachsener und sagt, das nützt doch nichts. Da sagt das Mädchen, mir schon nicht, aber dem Seestern schon.“ Das nächste Lotto kommt bestimmt. (Bilder Yam Pouiré)