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Das Almeria des Apfels stösst an Grenzen

September 21, 2017

Heute ist, sollten Sie die Ankündigung verpasst haben, der Tag des Apfels. Aus diesem Anlass deshalb wieder mal ein paar Zeilen zu dieser von mir heiss geliebten und wenn möglich täglich verzehrten Frucht.

Das letzte Wochenende durfte ich im Südtirol verbringen, das sich in den letzten Jahrzehnten zum Eldorado des Apfels entwickelt hat. Nach zwei Tagen vor Ort bin ich geneigt vom Almeria des Apfels zu sprechen. Die südspanische Gemüsemetropole hat bekanntlich wenig schmeichelhafte Berühmtheit als flächendeckender Plasticgewächshaus-Sündepfuhl erlangt.

So sieht es im Südtirol nicht aus, aber anderweitig belastend. Im ganzen Vinschgau, dem gut 60 Kilometer langen Tal im äussersten Westen des Südtirols und immer weiter darüber hinaus hat die Apfelindustrie kaum einen Flecken Land übrig gelassen, der nicht von den getrimmten Spalierbäumchen bepflanzt wäre.

Das ist zwar alles immerhin noch grün, zumindest im Sommer. Trotzdem ist es kein schönes Schauen. Die Plantagen werden aufrecht gehalten von Betonpfosten, die zum dominanten Landschaftsraster geworden sind. Das erfährt man buchstäblich am Besten im Zug, wo es einem fast schwindlig wird ob des vorbeiziehenden Pfostenwalds gesprenkelt mit zahllosen hellgrünen und roten Tupfern, den makellos im Geäst hängenden dominanten Sorten Golden und Red Delicious, darüber vielerorts ein schwarzer Schimmer bestehend aus Quadratkilometern von Witterungs-Schutznetzen.

Vergangenes Wochenende war die Ernte in vollem Gang. Von hier aus wird der Apfelbedarf von Italien, halb Europa und eines Gutteils der Welt gespiesen. Die Jahresproduktion liegt gemäss Wikipedia bei 950’000 Tonnen von 8000 Betrieben mit total 18’400 Hektaren. Südtirol ist damit das grösste Apfelproduktionsgebiet Europas. Zwar bedecken die Bäume nur 2,5 Prozent des Territoriums, aber in der Talebene sind es gefühlte 70 bis 80 Prozent, die Plantagen reichen bis weit in die Dörfer hinein und kriechen immer weiter den Hang und das Vinschgau hinauf.

Zuoberst im Tal, in Mals, wo man überrascht ist, noch einige weidende Kühe zu sehen, stösst die Industrie jetzt auf Widerstand. Die Gemeinde hat in einem mühselig erkämpften Referendum im November 2014 mit 76 Prozent Ja-Stimmen ein Pestizidverbot beschlossen, dessen Umsetzung aber noch nicht vollzogen ist, da noch zahlreiche juristische Hürden zu nehmen sind. Die Bedeutung des klaren Ja ist eher symbolischer Natur. Das Pestizid-Verbot zielt auf die Apfelproduktion. Diese ist in ihrer Intensität auf 15-20 Pflanzenschutzbehandlungen jährlich angewiesen.

Dass die Dichte der Anlagen den Schädlingen die Verbreitung erleichtert liegt auf der Hand, dass die Spritzmittel-Einsätze in unmittelbarer Nähe der Bevölkerungszentren zunehmend Widerstand wecken, ist logisch. Daran ändert auch die starke Dominanz der apfelfreundlichen Südtiroler Volkspartei und des ihr nahestehenden Bauernbunds nichts.

Diese Apfelmonokultur hat den Bogen überspannt, so mein spontaner Eindruck und das System dürfte über kurz oder lang zusammenbrechen – spätestens dann, wenn die immer weniger werdenden zugelassenen Spritzmittel von Resistenzen durchlöchert sein werden. Das ist eigentlich schade, denn das Klima im Trockental bietet für den Anbau der Frucht ideale Voraussetzungen und hat für einigen Wohlstand gesorgt hat. Gleichzeitig zeigt das Apfel-Almeria zehn Minuten hinter der Schweizer Grenze, dass wir wenn nicht auf einer Insel der Glückseligen, so doch zumindest in und mit einer ganz anderen Agrikultur leben. Die Vielfalt der Schweizer Betriebe nimmt zwar tendenziell ab, aber eine solche Konzentration, wie man sie z.B. auch in Hollands Blumenindustrie findet, wäre bei uns schlicht nicht möglich, auch weil sie von der Bevölkerung nicht geduldet würde.

Allerdings sollten wir uns nicht allzustark in Selbstgefälligkeit sonnen. Unlängst sorgten Pläne für ein 80-Hektaren-Gewächshaus-Landschaft im Seeland für Schlagzeilen. Das sind wenig vielversprechende Perspektiven, auch weil dies möglicherweise das grösste aber längst nicht das einzige Projekt dieser Art in der Schweiz ist. Wehret den Anfängen ist zwar eine schwer abgelutschte Handlungsempfehlung, aber immer noch eine gute.

 

South Africa: Hard Work für mehr Wertschöpfung

April 17, 2017

 

Vorletzte Woche hatte ich das Glück, am internationalen Agarjournalistenkongress der IFAJ in Südafrika teilnehmen zu dürfen (IFAJ=International Federation of Agricultural Journalists). Es waren sehr eindrückliche Tage: Ein Land, das einem auf den ersten Blick an Europa erinnert, völlig ungewohnt im Vergleich zu dem, das einem von diesem so vielgestaltigen Kontinent sonst in Erinnerung ist. Auf den zweiten Blick entdeckt man dann aber vieles, das doch nicht so anders ist, als an vielen Orten in Afrika.

Zum Beispiel, dass die Handarbeit praktisch ausschliesslich von Schwarzen ausgeübt wird, wobei die „Rainbownation“ natürlich nicht nur Schwarz und Weiss ist, sondern vielfarbig, und doch sind die Aufgaben klar verteilt, denn die „couloured“ also gemischtrassigen People sind auch nicht unbedingt diejenigen in den Bürojobs, zumindest nicht in der Landwirtschaft.

Diese Filmlis stammen aus verschiedenen Betrieben, die wir besucht haben auf unserer Blitzreise durch dieses riesige und facettenreiche Land. Das oben stammt von Laastedrif Farming, einem grossen Landwirtschaftsunternehmen mit Gemüse-Verarbeitung (zwecks höherer Wertschöpfung in einer Nation ohne Agrarsubventionen) und einer produktiven landwirtschaftlichen Nutzfläche von rund 2300 ha, auf denen vor allem Gemüse und Obst wächst sowie Schafe weiden. Der Arbeiter macht Butternut-Kürbisse zu Butternut-Spaghettis, die dann nur 2-3 Minuten in der Mikrowelle schmoren müssen, um servierbereit zu sein.

Dieser und weitere besuchten Betriebe kümmern sich intensiv um ihre Arbeiter und Arbeiterinnen, im Fall von Laastedrif sind es nicht weniger als 500, mehrheitlich fest angestellt. Sie erhalten als Teil des Lohns Wohnraum, eine Schule samt Hort und Krippe für die Kinder sowie medizinische Grundversorgung, das ist längst nicht für alle SüdafrikanerInnen selbstverständlich. Trotzdem, die Arbeit ist hart, der Boss ist weiss und das ist eine kleine Reverenz an die Leute, die sie täglich verrichten, diese Arbeit, seis in Südafrika oder sonstwo auf der Welt.

 

Dieses Video zeigt die Rollrasenernte bei Rossgro, einer weiteren grossen Landwirtschaftsgruppe, die unter anderem auch stark in der Geflügel- und Futtermittelproduktion investiert ist.

 

Hier ein Blick in die Karottenstäbchenproduktionsstrasse bei Laastedrif. Im Hingergrund ein Agrarfotograf an der Arbeit, nicht die anspruchsloseste Kundschaft…

 

Hier ein Eindruck aus der Rüeblisortierhalle bei Laastedrif.

 

Die Äpfel von Laastedrift gehen zur Sortierung zum Fruchtgrossisten und Safthersteller Ceres, der sich teilweise in den Händen der Produzenten befindet.

 

Zum Schluss noch einmal die Rollrasenernte bei Rossgro, die mich auch mechanisch recht fasziniert hat, deshalb ein zweites davon.

Phosphatprobleme im holländischen Hinterland

Mai 31, 2016

Demo2Interessante Begegnung heute im holländischen Hinterland: Wir sind mit ENAJ, dem europäischen Agrarjournalistennetzwerk unterwegs, Anlass ist das informelle EU-Agrarministertreffen in Holland, das derzeit die Union präsidiert. Teil des Programms ist die Besichtigung des Milchbetriebs von Rick und Joke Lagendijk in Diessen, eine halbe Stunde südlich von Eindhoven.

Demo4Sie haben letztes Jahr einen Stall für 250 Kühe fertiggestellt, Kosten pro Kuhplatz 6000 Euro (inkl vier Lely-Roboter), hoher Kuhkomfort im Kompoststall als Ziel, täglich Weide bei anständigem Wetter und eine jährliche Milchmenge von 1,7 Mio Kilo, die zum Grossabnehmer Friesland Campina geht.

Der Besuch war ausgesprochen interessant, man erfuhr viel als Schweizer in der Milchkrise. Auch in Holland ist die Lage angespannt, der Milchpreis der Lagendijks liegt derzeit bei 25 Cent, vor Jahresfrist waren es gut 10 Cent mehr. Man spürt in der EU die gestiegene Produktionsmenge, nachdem im April 2015 die Quoten aufgehoben worden waren.

Übertrieben jammern über die Preissituation mag der Bauer allerdings nicht, man ist sich in der niederländischen Pampa den rauen Wind des Markts gewohnt. Wer hier überleben will, muss in guten Zeiten vorsorgen, das war letztes Jahr mit Produktionskosten von 31 Cent pro Kilo möglich, heuer zehrt man von den Reserven.

Was Lagendijk deutlich stärker belastet, ist ein anderes Problem. Die Niederlande haben einen notorischen Nährstoffüberschuss, nicht sehr überraschend, angesichts der Intensität mit der hier produziert wird. Lagendijks sind dafür mit potenziell 250 Kühen auf 56 Hektaren Land ein gutes Beispiel.

Die hohe Nährstoffbelastung sorgt für Druck aus der EU und aus dem eigenen politischen Überbau. Konsequenz: Holland muss das Nährstoffaufkommen und in erster Linie die Phosphatbelastung senken. Deshalb hat die Regierung dekretiert, dass die Milchbauern nicht mehr Tiere halten dürfen, als am Stichtag 2. Juni 2015. Das hat viele Milchbauern auf dem falschen Fuss erwischt, weil sie letztes Jahr angesichts der Aufhebung der Quote tief in die Tasche griffen, um ihre Bestände aufzustocken.

Lagendijks sind ein gutes Beispiel: Statt der beabsichtigten 250 Kühe können sie derzeit nur 180 Stück halten. Die Konsequenz ist, dass sie die Kosten für den schönen Neubau nicht vollumfänglich amortisieren können.

Demo1Offenbar geht es zahlreichen anderen Bauern in der Gegend gleich, als nämlich der Konvoi mit den ebenfalls auf dem Betrieb weilenden EU-Ministern seine Rückreise antreten wollte, stellten sich diesem im strömenden Regen etwa 30 protestierenden Milchbäuerinnen und -bauern in den Weg. Sie beklagen sich, dass sie mit ungleich langen Spiessen gegen die Mitbewerber in der EU antreten müssen, haben doch die Kollegen in den Nachbarländern ungleich weniger scharfe Vorschriften bezüglich Nährstoffbelastung, wenn auch in gewissen deutschen Bundesländern durchaus reguliert wird.

Nach langem Hin- und Her wird schliesslich eine Delegation zu den Ministern in den Bus vorgelassen, damit sie ihre Klage deponieren können. Ändern wird sich die Situation erst wieder, wenn die Preise etwas höher steigen, wofür gemäss dem ebenfalls anwesenden CEO von Friesland Campina, Roelof Joosten erste Anzeichen bestehen. Dann nämlich werden es sich die Bauern leisten können, die horrend teuren Phosphorproduktionsrechte zu kaufen, mit denen man die Bestände ausbauen kann. Gegenwärtig gibt es keinen festen Preis, da kaum gehandelt wird, aber man rechnet mit rund 5-6000 Euro pro Kuhplatz.

Der Lösungsansatz ist typisch niederländisch. Im Sektor ist Intensitätsreduktion eigentlich nie ein Thema, vielmehr sucht man immer nach technischen oder wie in diesem Fall fiskalischen Lösungen, um die Landwirtschaft im Stadtstaat Holland zwischen einigermassen Nachhaltigkeits-verträglichen Leitplanken zu halten.Demo3

 

Cash für Kasisi

Mai 13, 2016

KasisiHeute einmal ein klein wenig Reklame für ein unterstützungswürdiges Projekt. Ich komme zwar ein bisschen wie die alte Fasnacht hinterhehr. Unterdessen haben so diverse Institutionen wie Zalp, BigM und Ron Orp zum Spenden aufgerufen, jetzt also auch noch hier den Appell an den Geldbeutel zugunsten eines guten Zwecks.

Es geht um eine Crowdfunding-Aktion für eine Molkerei in Kasisi in Sambia. Dort ist Markus Schär, ein Biobauer und Älpler aus Bern für eine Schweizer Entwicklungsorganisation drei Jahre lang am KATC, einem jesuitischen Training-Center für Biolandwirte tätig. Die Milch der 45 Kühe des Centers geht zur Zeit in die Industrie, neu möchte man einen Teil davon zu Joghurt, Lacto (Sauermilch) und anderen Produkten verarbeiten und direkt vermarkten.

„Um mit der Milchverarbeitung beginnen zu können, müssen wir einen Raum umbauen und mit Wasserleitungen, Abfluss und Waschtrog ausstatten. Und wir benötigen Ausrüstung und Utensilien. Unsere grössten Posten sind eine Zentrifuge (zur Rahmgewinnung), ein Pasteur, Chromstahlkannen, Kühlschränke, ein Generator, ein Wasserspeichertank und ein Boiler“, schreibt Markus in einem Brief an „Bio-Affine“ und „Nord-Süd-Solidarische“.

Dafür fehlt noch etwas Kleingeld, gemäss Stand heute sind es noch 6169 Franken, die ausstehen, um das Ziel von 15’000 Franken zu erreichen. Auf der benutzten Plattform bleiben noch 64 Tage, macht weniger als eine Hunderternötli pro Tag, das sollte eigentlich zu schaffen sein.

Hier geht es zur Crowdfunding-Plattform, wo es auch ein Video zum Projekt zu sehen gibt. Weitere Informationen über das Projekt finden sich auf dem sehr lesenswerten Sambia-Blog, den Markus Schär für uns bei der BauernZeitung schreibt. Viel Vergnügen bei der Lektüre und lassen sie sich die Fränkli aus dem Portemonnaie zentrifugieren und in den Milchtank sprudeln, es lohnt sich bestimmt. (Bild Markus Schär)

Füllhörner, die nicht mehr recht schütten können

März 29, 2016

Bananen für BlogNapoli für BlogGrad zweimal (mittel-)kurz im Süden gewesen, einmal in Teneriffa (alle Bilder links) und einmal in Napoli (alle Bilder rechts). Die zwei Regionen verbindet einiges: vom Klima gesegnet, vom Tourismus beglückt (bzw. gezeichnet), von Vulkanen überragt und deshalb relativ wenn auch abnehmend gut mit Süsswasser sowie fruchtbaren Böden versorgt.

Als Tourist kann man es sich beiderorts gut gehen lassen, vor allem, wenn man wie unsereinem gern isst, denn die beiden Gegenden sind wahre Füllhörner: ein unglaublicher Reichtum an Früchten und Gemüsen, Milchprodukte vom Feinsten, Charcuteriespezialitäten, diverse Öle und zahlreiche Weine zum Schwelgen. Frost ist ein Fremdwort und die Vegetationsperiode quasi endlos.

Trotzdem herrscht trotz unzähligen Sonnenstunden nicht eitel Sonnenschein. Teneriffa hat Jugendarbeitslosigkeitsraten von 50 Prozent und damit noch dramatischere Zustände als das Mutterland Spanien. Die Insel ist hochgradig abhängig von Subventionen aus Brüssel und Madrid, zudem müssen über 90 Prozent der Lebensmittel eingeführt werden. Selbst versorgen können sich die Bewohner der zweitgrössten Kanareninsel praktisch nur mit Bananen (das wichtigste Exportprodukt) und Tomaten, diese Produktion kann sich aber nur dank EU-Stützung über Wasser halten, pro Kilo Bananen macht sie 40 Cent aus, rund ein Drittel des Produzentenpreises.

Auch Napoli macht aus seinem Garten Eden wenig, die Infrastruktur ist in weiten Teilen marode und erinnerte mich in vielem an das Rumänien der schlechtesten Zeiten kurz nach dem Sturze Ceausescus. Anders als dort, wo die Wirtschaft (auch dank EU-Mitteln) unterdessen boomt und mit korrupten Strukturen aufgeräumt wird, scheint im italienischen Mezzogiorno keine grosse Entwicklung im Gang zu sein.

Biokäse für BlogNapoli2 für BlogDas sind natürlich nur recht oberflächliche Urteile, aber ein Fazit darf man sicher ziehen: Gute Voraussetzungen für Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind heute leider längst nicht mehr genug für Prosperität, auch wenn immer mehr Menschen immer mehr Kalorien konsumieren wollen. Das ist ja nicht grad eine neue Erkenntnis, aber sie ist deprimierend genug, um sie neben all den kulinarischen Leckereien immer wieder mal auf den Tisch zu bringen.

Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Zunächst die lokalen: Landflucht, weil Landarbeit schlecht bezahlt ist; der Klimawandel, welcher gerade den südeuropäischen Gebieten stark zusetzen wird; und schliesslich vor allem in Napoli und Umgebung auch mafiöse Strukturen, die der Landwirtschaft ihrerseits schaden. Dazu kommen aber auch globale Entwicklungen wie die zunehmende Industrialisierung der Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie, die den Produzenten vor allem das Risiko überlässt und die Gewinne in die Metropolen abzieht.

Kein schöner Cocktail. Was tun? Die Rolle der KonsumentInnen kann nicht hoch genug gewichtet werden. Deine Landwirtschaft ist, was Du isst, könnte man angelehnt an ein beliebtes Sprichwort wohl sagen. Das gilt nicht nur im Alltag, sondern insbesondere auch in den Ferien, wo man mehr Zeit und Lust zum Einkaufen (und je nach Ausstattung des Domizils auch zum Kochen) hat. Und der Bummel auf (Bauern-)Märkten, der Einkauf direkt von Produzenten am Strassenrand sowie der Besuch auf Bauernhöfen beschert ganz nebenbei tolle Ferienerlebnisse. Klar, das ist alles nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber immerhin.

Beeren für BlogNapoli3 für Blog

Manifique: Cows with a view

Oktober 12, 2015

Greekcow3Recently on the Mani-Peninsula in Greece: A few cows and heifers with a pretty amazing view, they didn’t seem to care much about it, though.

Unfortunately, I can’t tell you much about greek or peleponnesian agriculture, the focus was on chilling out (very recommendable place for this purpose!).

Just a few notes: Lots, really lots of olive trees. The Kalamata area that includes parts of Mani is Greece’s main olive oil production zone.

There were hardly any sheep or cows around, so I assume, that the milk production is not important on Mani, not surprisingly, it’s very dry here and rather hard to feed cows. Those here were pretty much on their own. The second time we saw them, they were on the way home, unaccompanied.

Except for some bigger olive oil operations, farming is predominantly small scale. But most of the olive farmers are to small for big presence on the markets. The austrian Company Bläuel hat taken this niche and collects oil from different producers which is then exported, eg. to Migros in Switzerland.

Greekcow2

Aktenzeichen Verpackungsproblem, ungelöst

Juli 27, 2015

EmmentalerEs ist schon fast ein Ritual, jedes Semester geht’s mit dem Emmentaler AOP weiter bergab. Just dieser Tage sind wieder einmal die Halbjahres-Exportzahlen publiziert worden. Diesmal waren es gut 10 Prozent.

Ich weiss, es ist verdammt schwierig, den von wegen Eurokurs noch teurer gewordenen Käse auf den gesättigten ausländischen Märkten abzusetzen. Trotzdem müsste man sich gerade beim guten alten Schlachtross des Käseexports dringend einmal grundlegend Gedanken machen, was die Verpackung angeht.

Neulich in Kanada hat der Emmentaler so ausgesehen. Hand aufs Herz, würden Sie angesichts dieses Vakuum-verunstalteten Knautschkäses zugreifen wollen? Und sieht man auf der Verpackung irgendwas von Rohmilch, gewerblicher Verarbeitung, Identitäts-erzeugendem Schmuck? Fehlanzeige. Kein Wunder muss er mittels Aktion verschleudert werden.

Soll niemand sagen, dass es keine Alternativen gibt, einen Gorgonzola oder einen Brie, beides deutlich vergänglichere Produkte, verkauft man schliesslich auch nicht im Vakuum. Wie wäre es denn mit einer Plastik-Modelbox mit stabilen Wänden und einer schmucken Etikette, zum Beispiel mit einer Landschaftsszene aus dem landschaftlich weiss Gott nicht so üblen Emmental? Phantasie ist gefragt, meine Damen und Herren von Switzerland Cheese Marketing. Das Bild ist übrigens kein Einzelfall, auf jeder Auslandreise muss man sich solche Bilder ansehen. Tut richtig weh.

Denmark: Big Bio in a small country

Mai 24, 2015

CatCowContent3Recently I was in Denmark for an organic agriculture tour, perfectly organized by the Danske Foedevare og Landbrugsjournalister, takk skal i have!

Axel ManssonMost impressive for somebody used to 20-hectare Swiss organic farms: The sheer size of it all. For example the visit at Axel Manssons. He produces vegetables on 1300 hectares (400 with organic production) and herds what’s soon to be 111’000 hens for organic eggproduction. Mansson started from scratch with 46 hectares in 1976. Now he is covering over 90% of Denmarks need of organic and conventional Iceberg-salad and big shares of other vegetables (see Homepage).

LogoThis is a good example for the organization of the danish sector: The national organic label Statsgarantered oekologisk is identical with the EU-Standards. They allow sectorial organic, meaning that not the whole farm has to work with organic production. It’s not possible though to grow organic and conventional in the same sector. Still, Mansson has found a way to cope with that hurdle: He has split up his Company in different subcompanies to separate organic from conventional.

This flexible policy has helped the danish organic sector to quite a big share in the total food market: They hold around 8 percent. And the demand is still growing. Big, very big farmer-owned companies like Danish Crown and Arla, both dominating the meat and milk processing sector respectivly, want higher production.

Bo and AsmusCow at Bo and Asmus2Starting with the milk sector, we visited Bo Kaczmarek and Asmus Asmussen, organic milk Producers with a shared stable in Roedekro, Jutland. They currently milk 180 Holstein Friesians with a production average of 10’500 kilos per cow and year. This is an awful lot for an organic cow, at least in Switzerland. But the solution of the riddle isn’t hard to find: 30 percent of the dry matter in the feeding ration are from concentrates. This is a further example of the laid backer rules in dansk organic: In Switzerland we have a 10-percent-limit for concentrate feeding. We asked Kaczmarek and Asmussen if it was an issue in Denmark and they said no.

Økodag_Stensboelgaard_Back to the milkmarket: Arla wants to expand it’s organic milk production by 25 to 30 percent until 2017 and it wants to launch more and more organic variants in most dairy product categories. The strategy is organic for the masses: „Make organic products accessible to all – they must be affordable, and we will ensure that the product quality meets the modern consumer demands“, Arla says in it’s Vision for organic dairy production. The organic premium has been rised recently by 2 Eurocents, but I haven’t found out what the effective milk Price is (working on it yet and will update)*. Anyway, good perspectives for our two farmers that produce for the milk giant. They want to add another 20 cows to their herd now. Arla is also a partner of the farmers in the yearly on-farm marketing event „oekodag“, that’s coordinated by the organic farmers union. This is the day, when danish Producers let their cows out for the first time of the year, and if you check this out you will understand why it’s called the cows spring party… Just that you don’t think that Arla is alone on the market. There is four main relatively small competitors: ThiseNaturmaelk (with the coolest logo of all times),  Oellingegard and Them.

PigsLet’s talk about meat: Another growth-willing processor is Friland, a daughter company of Danish Crown. They are trying to boost the production of free range pigs and Beef cattle, whereof about two thirds are organic at the moment. As in Switzerland, organic meat does not have a big share in the market, something between 2 and 5 percent of the market (as compared to eg. eggs at 17%). But as more and more consumers get fed up with the industrial production of meat, the demand for animalfriendlier produced meat is rising strongly. Stil it’s not easy to convince the well-doing conventional producers of a change, although Friland has recently rised the premium on the producer price to US$ 2.55 per kilo slaughtered. We visited one farmer who delivers about 4000 slaughter pigs a year to Friland. The system looked very good. Piglets are kept with their mothers for seven weeks in huts and on meadows and are from then on living in stables with open air areas and straw.

Here comes a Little disclaimer: Arla and Friland were both sponsors of the journalist tour. Both companies are huge with all the problems that come with it. But notwithstanding I think they are more conscious about their roots (farmer-ownership) than some of the similar companies in Switzerland. Anyway no exaggerated praise, because growth and size matter, but it’s not the only way to go.

Hanne and Marie Louise2Best example for a different Approach on the trip was Skaertoft Moelle, farm with only 50 hectares, while the average danish organic farmer has almost 100. But the difference is, that the Bonde family have their own mill, where they produce 40 different kinds of flour. Plus a show bakery/kitchen where daughter Marie Louise Bonde teaches an urban crowd (that is feed up with industry bread) how to make their own bakingspecialities. She’s also very active on Instagram. A nice example for vertical Integration of the production chain with a combination of farm and small processing unit. Hanne and Marie LouiseThe Bondes are selling their flour to all of the major retailers in Denmark, who are ready to pay a higher price for a handicraft flour that has better taste, quality and fancier packaging than industrial products. A model that should be applied more often in agriculture, be it organic or conventional, but naturally rather organic.

*PS. Update concerning milk Price: „Arla milk Price for kg of organic milk is 3,19 kr. (43 Euro Cent) of which 0,69 kr (9 Euro Cent) is organic Premium. Price includes expected Premium at the end of the year“, writes my danish colleague Lars Frederik Thalbitzer. The current Arla Milkprice is available here. Thanks a lot for your help, Lars Frederik!

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Es läuft nicht Round für Glyphosat (& die Bauern?)

April 25, 2015

roundup-ultra-max-5lWie eine Chemiebombe hat Ende März im globalen Hilfsstoff-Business die Nachricht eingeschlagen, dass das Internationale Krebsforschungsinstitut IARC, eine Agentur der WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ („probably carcinogenic“) taxiert hat. Die Aufruhr ist nachvollziehbar: Der Totalherbizid-Wirkstoff ist für Branchenprimus und Erfinder Monsanto (Markenname Roundup) und zahlreiche Nachahmer viel mehr als ein Bestseller.

Glyphosat bildet das Rückgrat einer Strategie, mit der die Industrie in den letzten 20 Jahren Milliarden verdient hat. Die Interaktion mit den gegen Glyphosat resistenten („Roundup-ready“) Kulturpflanzen, namentlich Soja und Mais, ist seit den 1990er Jahren das erfolgreichste Geschäftsmodell der Branche. Es hat beispielsweise auf dem südamerikanischen Kontinent zu einer kompletten Umstrukturierung der Landwirtschaft geführt.

Die tubelisicheren Verdienstmöglichkeiten mit dem flächendeckenden Anbau des Cash-Crops hat die Rinderzucht ebenso verdrängt wie Spezialkulturen. Mit diesen arbeitsintensiven Landwirtschafts-Sektoren kam auch die ländliche Bevölkerung unter Druck, da zehntausende von Jobs verschwanden, das Resultat ist eine verstärkte Landflucht. Diejenigen die blieben tragen die Konsequenzen oft in Form von gesundheitlichen Auswirkungen. Mehr dazu zum Beispiel hier und hier.

Angesichts der starken Abhängigkeit der Firma von Glyphosat-Umsätzen ist es wenig erstaunlich, dass Monsanto mit einem Kommunikationsoffensive auf die Taxierung der IARC reagiert hat, unter anderem mit dieser ziemlich agressiven Mitteilung und einem wahren Twitter-Gewitter. Hauptaussage: Glyphosat ist sicher, das ist dutzendfach wissenschaftlich bestätigt und das IARC hat alte Daten falsch und voreingenommen interpretiert.

Es steht ja auch viel auf dem Spiel für Monsanto, nicht nur in Südafrika und in den USA, sondern auch auf dem europäischen Kontinent, wo Roundup ebenfalls sehr flächendeckend zum Einsatz kommt, sei es als klassisches Herbizid oder zur Abtötung von Getreide zwecks gleichmässiger Abreifung der Körner kurz vor der Ernte. Über den weltweiten Verbrauch gibt es nur Schätzungen, die teilweise eine Million Tonnen jährlich überschreiten. Allein in den USA wurden 2012 128’000 Tonnen eingesetzt, in der Schweiz geht man von rund 300 Tonnen jährlich aus, das ist über ein Drittel des gesamten Herbizidverbrauchs von 800 Tonnen jährlich. Hauptproblem dieses Grosseinsatzes ist neben den möglichen Gesundheitsschäden die Zunahme der Resistenzen gegen das Pestizid. Dieser Artikel spricht von weltweit 32 resistenten Unkräutern. Dies wiederum führt dazu, das in Ländern wie Argentinien alte verpönte Substanzen wie Atrazin und 2,4-D, ein vietnamerprobtes Entlaubungsmittel wieder verstärkt zum Einsatz kommen.

Weltweit haben die Neuigkeiten die Behörden zumindest ansatzweise aufgescheucht, selbst in den ansonsten sehr Pestizidfreundlichen USA warnt die  Umweltbehörde EPA unterdessen vor übermässigem Glyphosat-Einsatz und listet auf, was an Gesundheitsschäden sonst noch so alles droht durch Glyphosat: „Verstopfung der Lunge, Nierenschäden, Fortpflanzungseffekte.“ Nicht sonderlich vertrauenserweckend. Weiter zeigen diverse Studien verheerende Auswirkungen auf die Fauna, zum Beispiel Amphibien.

Was beabsichtigt man zu tun in heimischen Gefilden mit der problematischen Substanz? Vorläufig nichts, es liege erst die Kurzfassung der Studie vor und man kenne deren Grundlage nicht, heisst es beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Nichts gehört zum Thema Glyphosat hat man bisher aus bäuerlichen Kreisen, die den Löwenanteil der 300 Tonnen versprühen. Bei früheren Gelegenheiten, etwa als man vor Jahresfrist von der EAWAG damit konfrontiert wurde, dass Schweizer Oberflächengewässer mit einem „Pestizidcocktail“ dotiert sind hiess es, man müsse vertieft abklären, woher die Rückstände kämen und wie sie in die Flüsse gelangten. Kurze Zeit später betonte man nach einem nationalen Workshop zum Thema Pflanzenschutz, man dürfe diesen „nicht verteufeln“ und begründete den Bedarf mit dem Bedarf nach perfekter Ware in den Läden.

Dass es ohne Pflanzenschutz nicht geht, ist eine Binsenwahrheit, auch für Biobauern nota bene. Aber es es reicht nicht, beim Bekanntwerden von Umweltschäden und Gesundheitsrisiken durch gewisse Substanzen die Hände in den Schoss zu legen und den Verzicht auf Massnahmen damit zu begründen, dass Konsumenten keine Äpfel mit Schorfflecken essen und dass die Hobbygärtner ebenfalls spritzen. Ich denke, dass es langsam Zeit wäre für ein etwas proaktiverer Umgang der Bauern mit diesem Problem, denn wenn es die Branche nicht selber tut, werden Behörden und Gesetzgeber früher oder später die Zügel anziehen und den Verbrauch von zB. Glyphosat einschränken, wenn nicht gar verbieten (so wie es die Pro Natura bereits fordert). Die Bauern werden dann wieder einmal am Pranger stehen als Umweltverschmutzer, die seit Jahren abwiegeln und nichts unternommen haben.

Die Verpackungskünstler aus dem Bioland

Februar 16, 2015

Biofach BlogGrad zurück von der Biofach, dem grossen Klassentreffen der Bioszene in Nürnberg. Wie sich enthusiastische Schüler ihre neuen Gadgets und Kleider vorführen, fahren die Aussteller jedes Jahr ihre neuesten Produkte auf. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Branche, die einst angetreten ist, um den „Verpackungswahnsinn“ der konventionellen Lebensmittelindustrie zu durchbrechen heute was das Packaging angeht keinen Aufwand scheut, die Klassenkameraden zu überbieten.

GrafikerInnen, Sprachkünstler und Packungsdesigner haben jedenfalls dankbare Kunden in der Szene und das betrifft nicht nur das Design, sondern auch die Konstruktion der Verpackungen, die nicht nur schön und trendig, sondern wenn immer möglich auch nachhaltig und kompostierbar sein sollen. Hier ein paar Beispiele aus der Ausstellung zum Best New Product Award, wie sich das neudeutsch in Nürnberg nannte.

Wir fangen (oben) mit einem der Sieger an: Lovechok, eine holländische Schokolade inkl. Liebesbrief. Das musst natürlich sofort geklaut sein. Die Schokolade entpuppte sich als ansprechend wenn auch nicht kolossal, das Brieflein als leicht enttäuschend, da holländisch und nicht etwa an den Schoggiesser gerichtet, sondern von diesem mittels multiple choice-Verfahren auszufüllen. Insgesamt etwas viel warme Luft, trotzdem reichte es bei der Publikumswahl für den ersten Platz in der Kategorie „Trockenprodukte Snacks und Süssigkeiten“.

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Müesli-Innovationen, die man mehr oder weniger dringend braucht.

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Dosen- und Flaschenbrot…

Biofach Blog6…und die Chipspackung als Lockvögeli.

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Käsiges von originellen und harten BurschInnen.

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Und jetzt ein Drink.

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Etwas Conveniencefood.

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Und zum Dessert was Süsses. Fazit: Optisch attraktiv und anmächelig präsentieren, das ist eine der Stärken der Biobranche, aber auch sie ist nicht gefeit vor Lifestyle-Innovationen, die in den Regalen vielfach eine kürzere Lebensdauer haben als ein Sommervogel. Wenn gleichviel Kreativität und Energie in die zusatzstoffarme Verarbeitung und die Bewahrung von Originalaromen geht, dann soll’s mir recht sein, die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt…