Archive for the ‘Nebenerwerb’ Category

Altes Tiger-Klischee, zum Feiern aufgewärmt

April 12, 2015

StadionMan soll ja nicht unbedingt alte Klischees zementieren, aber eines davon ermöglicht es mir, hier endlich einmal eines meiner an sich eher landwirtschaftsfernen Lieblingsthemen auf den Plan zu bringen: Eishockey und die SCL Tigers. Nach zirka 43 Jahren Fantum und 39 Jahre nach dem ersten, einzigen und (vorläufig) letzten Meistertitel, gab es diese Woche wieder einmal etwas zu feiern: Den Aufstieg in die NLA (für NichtSchweizerInnen: die erste Division). Das haben wir denn auch ausgiebig getan.

HolidayAber zuerst zum alten Klischee von den Langnauern als Bauern. Aufwachsend in Muri bei Bern mit Meisterposter ’76 über der Bettstatt war es nicht immer einfach, Langnaufan zu sein. Wie oft musste man sich anhören, die Bauernknüttel hätten wieder gäbig versagt am Wochenende. Nur ab und zu konnten wir in den Jahren nach dem Meistertitel den verwöhnten Stadtbubis, als die wir sie gerne betrachteten, die Hühner einzutun. Am schönsten war es immer, wenn „wir“ im Allmendstadion den Mist führen konnten. So ist mir etwa ein Buebetrickli des legendären Rolf Tschiemer unvergesslich, das vor ausverkaufter Hütte in der Schlussminute in Bern das 3:4 für den damals noch nicht neumödig Tigers heissenden Schlittschuhclub Langnau bedeutete.

JublenHeute ist Langnau längst kein Bauerndorf mehr, sondern ein lebendiges Regionalzentrum mit kräftigem linksgrünen Bevölkerungsanteil (drei von neun GemeinderätInnen, darunter der Präsident sind von der SP) und städtchengerechter Infrastruktur. Aber klar, noch immer ist das Umland bäuerlich-gewerblich geprägt und es war am Donnerstag aus dem Zug schön zu sehen, wie die Subarus und andere Mittelklass-Offroader in einer eigentlichen Sternfahrt dem Zentrum zustrebten, jeder zweite mit einem SCL-Wimpel am Rückspiegel.

2260758_pic_970x641Sowieso war es schön, letzten Donnerstag. Dank dem Tigers-Medienchef Rolf Schlapbach, der in meiner Tigerherzkammer künftig einen Ehrenplatz haben wird, war es mir vergönnt (erstmals) im neuen Stadion zu sein. Und das ausgerechnet an diesem historischen Abend. Das neue Ilfisstadion ist schmuck. Nicht protzig, immer noch ein wenig Viehausstellungscharme dank dem vielen Holz aber Top-Infrastruktur, von aussen nett anzuschauen und innen klein aber fein (6050 Zuschauerplätze) und gute Sicht aufs Spielfeld.

KlausAufstiegsfeierAuch das was auf diesem geboten wurde erfreute das Fanherz, es war kein Spaziergang, aber am Schluss machten wir die Sache dank einem eiskalt abgeschlossenen Konter von Chris „DiDo“ DiDomenico und Sekunden später einem Knaller von Lukas „Häsu“ Haas (ein Nebenerwerbs-Schafhalter, notabene) unter die Latte alles klar. Vor mir schrieb der Old Shatterhand der Eishockeyberichterstattung, Klaus Zaugg, dessen Texte ich als Dreikäsehoch jeweils im „Sport“ (selig) las, eine seiner metaphorisierten Zeilen, die er heute für Watson reinhaut („Und dann die Erlösung. Eine Szene wie aus einem Hollywood-Film. So wie der tapfere Kapitän John Maynard aus der Ballade von Theodor Fontane sein Schiff doch noch sicher in den Hafen von Buffalo bringt, so errettet nun Chris DiDomenico die Langnauer aus Not und Zweifel...“, ganzer Artikel hier).

AufstiegsfeierAufstiegsfeierDer Jubel war gross, laut, farbig, aber nicht grenzenlos, es war eher eine riesige Erleichterung, die um sich griff. Diese setzte sich nahtlos fort nach dem Spielende. Zuerst fast zaghaft, schön die Mannschaftsfoto abwartend, wagten sich die ersten Zuschauer aufs Spielfeld, um ihren verschwitzten Helden zu gratulieren. Auch ich liess es mir nicht nehmen, auf dem bearbeiteten und vom Spiel stark gezeichneten Feld eine Runde zu drehen und dem Goalie Damiano Ciaccio stellvertretend die Hand zu schütteln. Es war wie ein grosses, wenn auch recht ausgelassenes Familienfest. Auch im Siegestaumel bleibt der niederlagenerprobte Tigers-Fan irgendwie halt doch noch auf dem Boden, schon ein bäuerlicher aber kaum der dümmste Wesenszug. (Unterste vier Bilder ohne Klaus: Berner Zeitung/Hans Wüthrich (eine weitere Clublegende…)) EISHOCKEY, NATIONAL LEAGUE B, NATIONALLIGA B, NLB, LNB, HOCKEY SUR GLACE, AUF/ABSTIEGSRUNDE, LIGAQUALIFIKATION, SAISON 2014/15, SCL TIGERS RAPPERSWIL-JONA LAKERS

Weideskilift (2): Der Traktor als Pistenbully

Januar 15, 2015

SkiliftDer heutige Tag wäre ideal geeignet, um den Einstieg in die Agrarpolitik ’15 zu nehmen. Der Bundesrat hat seinen Gegenvorschlag zur Ernährungssicherheitsinitiative des Bauernverbands präsentiert. Er gleicht praktisch wie ein Ei dem anderen dem Initiativtext, der augenfälligste Unterschied ist, dass der Bundesrat einen Artikel 102a und der Bauernverband einen 104a will. Für den Bauernverband ist das ein beachtlicher Erfolg, obwohl er in seiner Medienmitteilung natürlich nicht einfach uneingeschränkt zufrieden sein kann, das wäre politisch auch unklug.

Unter dem Strich bleibt mein Fazit unverändert: An der aktuellen Agrarpolitik wird sich mit dem neuen Artikel, so denn einer kommt, angesichts der schwammigen Formulierungen hüben wie drüben nichts ändern (müssen), womit sich die Frage in den Raum drängt, wozu die ganze Übung?

Antworten gerne in der Kommentarspalte, unterdessen präsentiere ich anstatt zu spekulieren lieber eine Fortsetzung des letzten Posts. Als Reaktion darauf hat mir Ueli Aeschbacher diese tollen Bilder von seinem Weideskilift geschickt, samt diesem aufschlussreichen Text:

Chruse-Lift in Kappelen in den Wynigenbergen:
Wir sind  14 Bauernfamilien (na gut 13 Bauernfamilien, mich zähle ich dann schon eher zu den Hobbybauern) mit 45 Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren in den Wynigenbergen welche vor ein paar Jahren einen Kleinskilift vom Typ Borer-Star angeschafft haben und ihn seither betreiben. Der Lift hat eine Länge von 200 m, die Seilführung ist freihängend mit Bügeln, ein sogenannter ‚Händschefrässer‘. Einen rund 40 Meter breiten Streifen entlang des Auftiegs präparieren wir mit einem Same-Traktor mit Doppelrädern vorne und hinten, vierfach mit Schneeketten ausgerüstet und am Front-Dreipunktanbau mit einer uralten Holzwalze ausgerüstet. Erstaunlicherweise klebt der Schnee am Holz nicht und wir schaffen es immer, eine tolle Piste herzurichten. Letzte Woche hatten wir bereits 6 sehr schöne Skitage und dies auf 800 müM. Im Sommer grasen auf der Piste OB-Mutterkühe und Lamas. Der Name Chruse-Lift stammt von der Liegenschaft auf dem Bild ersichtlich (Anm. dies ist mein Zuhause).  Die Ortsteil heisst Kappelen in der Gemeinde Wynigen. Der Lift lief bis 2011 in Valchava im Münstertal.

Ganz herzlichen Dank, lieber Ueli, eine schöne Geschichte. Wünsche Euch, dass Ihr die Holzwalze heuer (und in den kommenden Jahren) noch ein paarmal ausfahren könnt! (Bilder: Ueli Aeschbacher)
Skilift2

 

 

 

Schwungvolle Hommage an den Weideskilift

Januar 5, 2015

Top of the LiftEs guets Nöis, liebe Leserinnen und Leser! Es ist noch etwas früh im Jahr für Agrarpolitik, drum zum Auftakt etwas fürs Gemüt: Voralpenskilifte auf landwirtschaftlichem Dauergrünland, von rührigen Engagierten gepflegte Überlebenskünstler im Kampf gegen den Klimawandel.

Übers Neujahr hat’s unsereinem ins Appenzell verschlagen. Das erwies sich als Glücksfall. Es schneite wie fürs Guinessbuch und das bedeutete unerwartet rassige Saisoneröffnung an den Liften in Oberegg, Heiden und Grub. Ich habe alle drei getestet: Es waren Traumverhältnisse. Pulver gut, manchmal mit etwas Grasnarbe oder ein paar Steinen, aber das gehört dazu zum Feld-, Wald- und Wiesenskilift.

AuslegeordnungDazu überall sehr nette Bedienung mit überreichtem Bügel und Verpflegungsmöglichkeiten, eine Wirtschaft ist selten fern im Appenzell und in Heiden gab’s sogar eine Skiliftkappe zu kaufen. Mit der mache ich jetzt Reklame, allerdings nützt es grad nicht so viel, weil die Saison zumindest vorläufig leider schon wieder vorbei ist. Der unnötige Regen vom letzten Wochenende hat der Schneepracht in allen drei Gebieten den Garaus gemacht, hoffen wir, dass die Traumtage um Sylvester nur der Anfang einer Topsaison waren!

Sonne im LiftDer Lift in Heiden: Hart an der Nebelgrenze.

JumpImmer schön: Bauernhof auf der Piste.

Toddlers on SkiVoralpenskiarenas sind ideales Territorium für Familien, zum Beispiel hier in Grub.

StacheldrahtWer braucht da hochalpines Naturspektakel? Stacheldraht ausser Dienst in Oberegg.

Englisches Farmshoppingerlebnis

August 18, 2014

Padstow Farmshop2Grossbritannien hat ja kulinarisch nicht grad den besten Ruf. Zu Unrecht. Die Zeiten, als man sich mit Fish & Chips aus ranzigem Frittieröl begnügen und das ganze mit viel Ale runterspülen musste sind längst vorbei.

Padstow Farmshop5Padstow Farmshop3Das heisst nun aber nicht, dass zwischen Brighton und (noch) Aberdeen nur noch geschlemmt würde. Junk Food ist nach wie vor weit verbreitet (kann im Fall von gutem Frittierfisch durchaus lecker sein) und das Land hat eine der wohl härtesten Konkurrenzsituationen unter riesigen Supermarktketten von Tesco über Morrisons, Sainsbury bis zu Asda, dem Wal-Mart-Ableger auf der Insel.

Padstow FarmshopPadstow Farmshop4Trotzdem hält sich daneben eine sehr lebendige Farmshop-Szene, wie Schilder an den Strassen allenthalben beweisen. Kürzlich auf landschaftlich reizvoller Tour in Cornwall machte ich die Probe aufs Exempel im Padstow Farm Shop. Der Laden ist wenige hundert Metern von Discount-Konkurrenz entfernt, hält sich aber mit einem sehr regional verankerten Sortiment bestens. Leider schon auf der Heimreise war das Gepäckpotenzial für kräftige Einkäufe stark limitiert, gerne hätte man die letzten Pfunde allesamt hier liegen gelassen. Ein breites, anmächelig präsentiertes Angebot wurde charmant angepriesen von Locals, die zum Teil von der dazugehörigen Farm stammen.

Padstow Farmshop7Eines der interessanten Details, das man in England nicht gerade vermuten würde ist die Pastamaschine, mit der sich die Kundschaft aus lokalem Weizen die gewünschten Teigwaren produzieren lassen kann.

Das ganze ist enorm aufwändig, im Laden arbeitete etwa ein halbes Dutzend Personen, das heisst es muss ein beträchtlicher Umsatz aber auch viel mässig bezahlte Arbeit und damit eine gehörige Portion Idealismus vorhanden sein. Das Resultat lässt sich mehr als sehen. Ich zieh solch eine Fundgrube den Delicatessas aller Art in den Kellern unserer Grossverteiler in jedem Fall vor.

Yellingham1Yellingham2PS. Dass es die Bauern im touristisch sehr attraktiven Südwesten der Insel gecheckt haben, dass die Gäste mehr als das gute alte feisse Full english Breakfast, zeigte sich auch in der Yellingham Farm im nahen Devon. Schauen Sie sich mal das Müesli und das anschliessend präsentierte doppelte „poached egg“ auf Spargeln an. Da muss der darauf folgende Tag einfach gut werden.

AgReminiszeNZZen aus 13 Jahren (10): Biogas

Juni 23, 2013

Biogas%20LindauAuch wieder ein Klassiker: Biogas und Geruchsemissionen, oder wie stark darf eine Umweltinvestition riechen?. Und das ausgerechnet in Lindau, wo alles was agrikulturell Rang und Namen hat logiert. Deshalb war ich wahrscheinlich in keiner Zürcher Gemeinde häufiger, natürlich auch dank meiner Teilzeit-Exkursion in den Lehrerberuf an den Strickhof (als Lehrbeauftragter für Medienkunde), etwas vom Anstrengenderen aber sicher Bereicherndsten, das ich in den letzten 13 Jahren gemacht habe.

Der Elan mit dem die jungen LandwirtInnen in der Fach- und Handelsschule zur Sache gingen war inspirierend, klar gab es ab und zu auch ein paar jassende Hinterbänkler, aber im Schnitt war die Motivation top. Nicht zufälligerweise begegne ich immer wieder Ex-Schüler, aus denen etwas mehr als Rechtes geworden ist. Zum Beispiel Chef von Jumi, um nur einen zu nennen.

Der Hofladen-Wettbewerb kommt an die Kasse

Juni 9, 2013

Hofladen Fuster AussenansichtRegelmässige BesucherInnen werden sich vielleicht noch erinnern mögen: Irgendwann im Februar habe ich mal einen Hofladen-Wettbewerb lanciert. Erst im Nachhinein dämmerte mir, dass dies möglicherweise nicht der ideale Zeitpunkt ist. Und da der Winter bis vor etwa einer Woche anhielt, blieb der Einsendeschluss von ca. Ende März unbenutzt.

Hofladen Fuster InnenansichtHofladen Fuster WürstePünktlich zum warmen Wetter ist jetzt ein zweiter Kandidat eingetroffen, dafür herzlichen Dank, Monika! Guter Moment, um den Wettbewerb neu zu lancieren. Er kommt jetzt langsam an die Kasse, ohne dass dies irgendwie negativ gemeint wäre. Die Teilnahmefrist wird jetzt massiv erstreckt, und zwar bis irgendwann im Spätsommer. Weitere Vorschläge sind herzlich willkommen, bevor die noch nicht gewählte Jury des ersten „Agroblog Hofladen of the year award“ zur Tat schreitet.

Hofladen Fuster PlakateGuter Moment auch, um meinen eigenen zweiten Teilnehmer im Wettbewerb zu lancieren. Irgendwann im Frühling, ja den gabs auch mal, war ich in Gyrenbad im Zürcher Oberland. Dort hats ganz ein schönes Exemplar von Familie Fuster. Oben die Aussenansicht, seitlich die Innenansicht und ein paar gefährlich gute Würstli vom Rauchfleischspezialisten, der aber eine weit darüber hinaus reichende und sehr professionell präsentierte Produktepalette anbietet. Interessant fand ich die zwei Plakätli an der Türe. Sie zeigen exemplarisch zwei der wohl grössten Herausforderungen für Hofladenbetreiber: Die Diebstähle und die Erreichbarkeit, im Gyrenbad dokumentiert anhand des Postautos, dessen Kurse stark reduziert werden sollen.

Hoflädeli Rotzenwil InnenansichtDer zweite Kandidat für heute und der insgesamt dritte (nachdem ja auch schon der Eisenbahnwagen von Familie Schmidt-Amstad in Bergün im Rennen ist), wäre derjenige aus Rotzenwil im sanktgallischen Muolen. Er gehört mir unbekannten Bauern, deren Name ich dann im Falle eines Preisgewinns schon noch rausfinden würde. Der angejahrte Bauwagen namens „Gschänk-Treffpunkt“ verströmt einen rustikalen Charme, der ihm im Rennen sicher hilft, vorne mitzumischeln. Besten Dank für diese erste Einsendung aus dem Publikum, wie gesagt, weitere Zusendungen auf adimali@gmx.ch wie gesagt sehr erwünscht! (Bilder unten Monika Schlatter)

Hoflädeli Rotzenwil

Ambrüf, bei den Königen des Wassers & des Weins

Juli 22, 2012

Das Wallis ist für mich wie eines dieser Länder, in die man schon lange will und es nie schafft. Dank zwei Terminen am gleichen Tag, der eine davon hier verarbeitet, kam ich unerwartet in den Genuss einer Reise hinter den Lötschberg, was ja heute dank dem neuen Basistunnel deutlich schneller geht als früher. Und es hat sich gelohnt, auch aus landwirtschaftlicher Sicht. Ein paar Dinge sind mir aufgefallen. Zu Beginn die intensive Bewässerung. Die erste sah ich im schmucken Städtchen Leuk, wo Reben aus vollen Rohren berieselt wurden (siehe Bild oben).
Später fuhr ich weiter nach Visperterminen, ebenfalls ein sehenswerter Ort mit einem intakten Kern, der wahrscheinlich auch dank bescheidenem Skigebiet nie verschandelt wurde. Auf der kurvenreichen Fahrt und im Dorf fiel mir auf, dass hier auf gut 1000 Metern sogar die Weiden und Mähwiesen bewässert werden und zwar mit fest installierten Leitungen. Dies ist für Schweizer Verhältnisse ziemlich aussergewöhnlich und hat mit zwei Dingen zu tun. Erstens ist das Wallis mit Wasser reich gesegnet. Wenn die Schweiz ein Wasserschloss ist, dann ist das Wallis der Krönungssaal. Zweitens ist das Klima praktisch mediterran, die Niederschlagsmenge ist nur rund halb so gross, wie in der „Üsserschwiz“ und die Temperaturen erlauben den Aprikosen- und Rebbau bis auf über 1000 Meter (siehe Bild rechts). Deshalb ist Visperterminen bekannt für Europas höchsten Rebberg, der mit der lokalen weissen Gebirgs-Sorte Heida (auch als Savagnin bekannt) bestockt ist, drum heisst es auch Heidadorf. Aufgefallen ist mir auch, dass die Walliser seit langem daran gewohnt sind, auch noch aus dem letzten Flecklein Erde das Maximum herauszuholen. Jedes Vorgärtchen wird mit Kartoffeln bepflanzt, zwischen den hübschen Holzhäusern mitten im Dorf findet man immer wieder Gemüsegärten und kleine Getreideflächen von 100 Quadratmetern am Steilhang sind keine Seltenheit, natürlich alles bewässert.
Zu guter Letzt möchte ich noch den Wallisern selber ein Kränzchen winden. In der Deutschschweiz haben sie ja ein bisschen den Ruf, knorrige Bergler im Dauer-Weissweinrausch zu sein, die mit denjenigen hinter dem Berg möglichst nichts zu tun haben möchten. Alle denen ich begegnet sind waren einfach nett und unkompliziert, es war ein schöner Tag. Ich komme wieder ambrüf (rauf, für Nicht-Walliserditsch-Kundige).

Roll Models: Velotransport à l’Africaine

März 1, 2012

Was Afrikaner alles mit dem Velo transportieren, hat mich schon immer fasziniert. Kein Drahtesel zu alt und zu geschunden, um ihm noch ein paar Säcke mit Waren aller Art aufzubürden. Letzte Woche berichtete NZZ-Afrikakorrespondent Markus Haefliger in einem sehr aufschlussreichen Artikel von einer besonders waghalsigen Variante. Zur Versorgung der burundischen Hauptstadt Bujumbura fahren Velokuriere mit Bananen, allerhand anderem Gewächs und Holzkohle im Garacho aus den umliegenden Bergdörfern zu Tal. 1400 Höhenmeter in 45 Minuten mit Lasten von bis zu 180 Kilo für einen fixen Preis. Anschliessend machen sich die mutigen Transporteure wieder auf den Rückweg, am Liebsten im Schlepptau eines Lastwagens. Quer zur Fahrtrichtung hocken sie auf der Lenkstange, liegen in die Kurven, wechseln ab und zu den Handgriff und unterhalten sich angeregt über Gott und die Welt. Hier noch ein paar weitere Impressionen.
Während der eine noch auf der Talfahrt ist, gehts für die anderen schon wieder Richtung Berge.
Aktive Verlagerung des Körpergewichts hilft…

… während bei Lastwagen älteren Baujahrs auch mal ein Blick zurück drinliegt. Man beachte die lockere Körperhaltung. Herzlichen Dank für die tollen Helgen, Markus! (Bilder Markus Haefliger/NZZ)

Adve(r)ntedankfest(12/13): Stadtrandgeschichten

Dezember 13, 2011

Das schöne am Bloggen ist ja, dass es eine interative Aktivität ist. Das gilt natürlich auch für diesen Agrardventskalender. Jetzt habe ich sogar nämlich auch noch einen Preis gewonnen. Ursina, die schon einen Käse und ein Buch abgeholt hat, spendiert einem Agroblogleser, einer Agroblogleserin einen Eintritt an einen ganz besonderen Event: Kultur im Treibhaus, morgen abend an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft SHL in Zollikofen bei Bern, die neuerdings HAFL heisst. Das heisst für nicht Eingeweihte Hochschule für Agrar-, Forst- und  Lebensmittel-Wissennschaften. Ursina schreibt mir: „Nächsten Mittwoch, 14. Dezember, wird Mario Batkovic sein Akordeon im Treibhaus der SHL in Zollikofen erklingen lassen. Kultur im Treibhaus, das hat zwar mit deinem Lieblingsobjekt Kuh nicht direkt was zu tun. Es ist aber exakt dieselbe Gefühlsecke unserer Kuhglockenromantik, die angesprochen wird, wenn wir unter einer Papaya in voller Früchtepracht sitzen und den Manjokblättern dabei zuschauen, wie sie zum Tackt der Musik wippen…“ Tönt doch gut oder? Umso mehr, wenn man weiss, dass ab 18.45 Alpkäse von behornten Kühen aus Biasca kredenzt wird und vernimmt, dass Batkovic sein Akkordeon zum weinen bringen kann. Häb Dank, Ursina! Dem schnellsten Berner, der schnellsten Bernerin (geht das?) oder sonst jemandem, der Lust hat morgen an den Berner Stadtrand zu fahren, schenke ich diese Karte gerne. Ganz ohne Quizfrage. Viel Glück.
Das zweite Törli heute öffne ich nicht am Stadtrand sondern mitten in der Stadt: Genauer im Kreis 5 in Zürich. Hier hat Simone Tremp, eine Freundin von mir, ihr Atelier. Dort macht sie coole Sachen, zum Beispiel dieses Handtüechli mit einem Muni drauf. Oder Pantoffeln aus Ziegenfell und kleine feine Schäle aus Lammfell, sogenannte Lämmlihälse. Ihre Adresse: simonetremp@bluewin.ch. Das Tüechli hier übrigens, gibts natürlich zu gewinnen. Mit der richtigen Antwort auf eine Kreis-5-Frage: In unserem schönen Zürcher Viadukt gibt es einen Baselländer Ladeninhaber, der mit einer Berner Rose einen prächtigen Chlepfmoscht macht. Wer mir sagt wie dieser Schlossherr heisst, dem werde ich das Tüechli umgehend zuflattern lassen. (Bild oben pd)
   

Eine Milchkanne kann mehr als nur Bränte sein

März 29, 2011

Die Milchkanne ist in Zeiten der gekühlten Milchtanks und der Hofabfuhr ein langsam verschwindendes Symbol der Milchwirtschaft. Bevor sie nun ganz vom Gestell über dem Stallbänkli abgeräumt wird, setzt ihr die Multi-Kulturalistin Charlotte Wittmer (man kennt sie auch aus der Kapelle Sorelle) noch ein kleines Denkmal. In ihrem „Musikmilchtheater“ Bränte entlockt sie den Kannen, oder eben, wie sie der Volksmund so schön nannte, den Bränten, allerlei Töne und benützt sie gleichzeitig als vielgestaltige Statistinnen in ihrer szenischen Kannnenparade. Charlotte verarbeitet darin auch ein Stück Familiengeschichte, ist sie doch als Tochter eines Molkereibesitzers aufgewachsen. Die nächste Gelegenheit für einen Besuch der eiweisshaltige Revue bietet sich am nächsten Freitag, 1. April, wenn „Bränte“ in Liestal im Palazzo gastiert. Agroblog empfiehlt: Hingehen und zum Apéro ein Glesli Milch genehmigen. (Bilder Simon F. Egli)