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Label Check: Aldi heizt den Orangen ein

März 7, 2012

Viel und gern haben die beiden etablierten Grossgrossverteiler Migros und Coop über Aldi und Lidl gewettert. Am weitesten ging vor gut zwei Jahren Migros-CEO Herbert Bolliger, der den deutschen Discountern in einem Interview allerhand Übeltaten, namentlich Preisdrückerei vorwarf. Nun, nach gut fünf Jahren in der Schweiz ist namentlich Aldi gut zuhause auf dem Schweizer Markt, während Lidl noch etwas Mühe hat. Der Markteintritt der deutschen Discounter war ein Segen für die preisbewussten Konsumenten. Plötzlich kamen bei der orangen Konkurrenz Preise ins Purzeln, die im ungestörten Duopol wohl weiter auf der alten Höhe geblieben wären. Wenn man heute in der Schweiz einen Aldi aufsucht, ist man als Migros-Coop-Langfristkunde schon erstaunt, zu welch günstigen Tarifen dort die Waren im Regal stehen. Das zeigt, dass bei den orangen Riesen immer noch ziemlich Speck in den Margen steckt, zumal eine Umfrage gezeigt hat, dass bei Aldi Suisse das Personal absolut vergleichbar bezahlt wie die Schweizer Traditionsunternehmen. Item. Auch im Labelsegment heizt der deutsche Discounter Migros und Coop tüchtig ein. Nachdem man schon länger ein umfangreiches Biosortiment anbietet, kommt nun auch ein IP-Label dazu. NatureSuisse ist vergleichbar mit TerraSuisse von Migros und Naturafarm von Coop. Das NatureSuisse-Sortiment ist noch auf Fleisch beschränkt, ausschliesslich aus einheimischer Produktion. Die Anforderungen sind identisch mit den von Migros und Coop: Die Direktzahlungsprogramme Besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS) und Regelmässiger Auslauf ins Freie (RAUS). Im Internet ist NatureSuisse wie TerraSuisse mit eigener Adresse vertreten, während die Adresse naturafarm.ch zu einem Berner Biobauern mit politischen Ambitionen führt. Inhaltlich bietet Naturafarm auf der Homepage am meisten. Aldi hat aber anders als die Konkurrenz ein Rückverfolgbarkeitstool. Der interessante Ansatz ist allerdings ausbaufähig, denn noch kommt man – zumindest ich bei einem kleinen Test – nicht auf den einzelnen Betrieb, sondern höchstens in eine Region, aus der das Fleisch stammt. Inhaltlich am Schwächsten ist Terrasuisse, das auf viel Grafik, wenig Information und nerventötendes Vogelgezwitscher setzt, wobei man dieses, das sei fairnesshalber gesagt, auch abstellen kann. Unter dem Strich ist das Angebot von Aldi durchaus konkurrenzfähig. Jedenfalls kann man dem deutschen Discounter nicht vorwerfen, er erkaufe sich die Preisvorteile durch Einsparungen beim Tierwohl oder beim Umweltschutz.