Posts Tagged ‘Argentinien’

Agrentina (Epilog): Leute vom Land

September 10, 2013

Gaucho-NachwuchsArgentina, ich kanns nicht lassen. Nachdem ich noch einmal meine Texte und Bilder durchgeschaut hatte, schien mir alles ein bisschen technisch. Es fehlen noch ein paar Gesichter. Hier eine Gruppe von jungen Gauchos, die sich mächtig amüsierten über die Unmenge von Gringos, die plötzlich auf ihrem Betrieb einfuhr.

Buffetfrau auf der AutobahnraststätteEine Buffetfrau in der Autobahnraststätte. Tolle Atmosphäre, extrem nette Bedienung und viele Plakate für Stierenmärkte sind mir in Erinnerung geblieben.

Hector der GemüseproduzentGemüseproduzent Hector neben seiner Rucolaproduktion. Er investiert auch in Erdbeeren und Tomaten. In einem Spezialprogramm des staatlichen Beratungszentrums INTA ist er daran, seinen Pestizideinsatz zu vermindern.

SalzkuchenbäckerinEine Salzkuchenbäckerin in der Provinz Entre Rios nördlich von Rosario. Gemächlich lässt sie ihre Fladen bräunen. Ein Gaumenvergnügen so frisch ab dem Grill. Ansonsten konsumieren die Argentinier vor allem Weissbrot.

Zitronenhändler auf dem Engros-Markt von Mar del PlataZitronenhändler auf dem Engros-Markt in Mar del Plata. Argentinien ist der weltweit grösste Zitronenproduzent.

Direktverkäufer und Direktverkäuferin am StrassenrandEin Ehepaar mit einem schmucken Direktverkaufsstand an der Strasse zwischen Tandil und Buenos Aires. Natürlich haben wir degustiert, nicht ganz Alpsbrinzniveau aber gute Qualität.

Ladenbesitzerin am Stadtrand von Buenos AiresLadenbesitzerin am Stadtrand von Buenos Aires. Nur ein Beispiel für eines der zahlreichen wunderschön gestalteten Lebensmittelgeschäfte. Und die Glace: echt stark.

GauchoUnd zum Abschied mein letzter Gaucho, ohne Steigbügel und Sattel, aber mit einer Lockerheit unterwegs, von der die meisten hiesigen Hobbyreiter nur träumen können. Take care, young man.

Agrentina (5 & Schluss): Treibstoff SoJa, aber…

September 8, 2013

Soja-Biodieselanlage bei RosarioDas mit Sicherheit meistkommunizierte Wort während des nun schon wieder der Geschichte angehörenden IFAJ-Kongresses in Argentinien war Soja. Die Leguminose ist für die argentinische Wirtschaft zum Treibstoff geworden, und dies nicht nur im übertragenen Sinn. Argentinien produziert 60 Prozent des weltweit aus Soja hergestellten Biodiesels.

In diesen Kanal fliesst aber nur ein geringer Teil der Produktion, die in den letzten zwanzig Jahren um 400 Prozent auf eine Fläche von 20 Millionen Hektaren ausgedehnt wurde. Das sind 200 000 Quadratkilometer, die fünffache Fläche der Schweiz. Selbst argentinische Soja-Lobbyisten, von denen wir in den vier Kongresstagen mindestens ein halbes Dutzend trafen, sprechen von einer Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit hat verschiedene Dimensionen: agronomische, wirtschaftliche, staatspolitische und soziale.

Die Landwirtschaft in den klimatisch und bodentechnisch besten Gebieten in der feuchten Pampa ist in den letzten knapp zwei Jahrzehnten vollständig auf die Sojabohne ausgerichtet worden. Der Boom basiert auf der etwa gleich alten GVO-Kombination von Sojasaatgut mit einer Herbizidresistenz für Glyphosat, das unter dem Monsanto-Markenname Roundup Berühmtheit erlangte. Dank dieser Wunderwaffe war es möglich mit bodenschonender pflugloser Bearbeitung den Unkrautdruck im Griff zu behalten und in Monokultur voll auf Soja zu setzen. Das hat dazu geführt, das nicht nur die Viehhaltung, sondern auch der arbeitsintensivere Mais- und Weizenanbau teilweise verdrängt wurden (siehe dazu den letzten Blogbeitrag und die ausgezeichnete Zusammenfassung von David Eppenberger auf der Homepage der Schweizer Agrarjournalisten).

Wie ich im letzten Beitrag ebenfalls bereits beschrieben habe, will auch der marode Staat am Boom teilhaben. Die 35 Prozent Exportsteuer sind Ausdruck dieses Begehrens. Dadurch macht er sich seinerseits abhängig von der Soja, die unterdessen zum wichtigsten Exportgut des Landes geworden ist. Sollte das Geschäft eines Tages zusammenbrechen, aus welchen Gründen auch immer, beschert ihm das Verdienstausfälle von gigantischer Dimension, die sich so leicht aus anderen Quellen nicht kompensieren lassen werden.

Gewerkschaftsführer und Parlamentarier in spe: "Momo" Venegas Schliesslich hat der Sojaanbau zu einer Verschiebung im Sozialgefüge des Landes geführt. Wie uns der Gewerkschaftsführer der Landarbeiter, Geronimo „Momo“ Venegas (Bild rechts) anlässlich des Kongresses erklärte, haben Tausende von Landarbeitern durch die Verschiebungen ihre Arbeit verloren. Allein in der Gegend von San Pedro, wo wir uns versammelt hatten, seien 8000 von 10000 Hektaren mit Fruchtbäumen verschwunden. Auf unsere Frage, ob er damit die Sojaindustrie kritisiere, verneinte er dann hingegen vehement. Offenbar gibt es in der argentinischen Landwirtschaft so etwas wie eine Omerta in Sachen Kritik am Sojasektor, weil alle irgendwie abhängig sind von diesem Segen. Venegas seinerseits möchte im Oktober gerne ins Parlament gewählt werden (Werbespruch „Pura Sangre Peronista“, „pures Peronistenblut“) und ist dabei wohl dringend auf alle Stimmen aus der Landwirtschaft angewiesen.

Die sozialen Auswirkungen des Sojaanbaus sieht man übrigens exemplarisch an den Stadträndern (siehe Bild unten aus Rosario), wo joblose Landarbeiter in prekären Behausungen siedeln und versuchen, sich das Leben im urbanen Millieu zu verdienen.

Faktisch ist der mit Abstand wichtigste Sektor von Argentiniens Landwirtschaft also komplett abhängig von der Glyphosat-Resistenz der GVO-Soja. Sollte dieser auf breiter Basis durchbrochen werden, wird’s prekär. Ich fragte einen der euphorischen Soja-Promotoren am Kongress, ob diese Strategie nicht enorme Risiken für das Land berge. Er verneinte und sprach stattdessen von den nächsten GVO-Sorten, die neben der Herbizidresistenz auch ernährungsphysiologischen Segen bringen würden, etwa Omega-3-Fettsäuren und ähnliches. Womit das Problem allerdings nicht gelöst würde.

Ich will hier nicht einfach den Teufel an die Wand malen. Man soll hier auch einmal erwähnen, dass Argentinien mit 40 Millionen Menschen Nahrungsmittel für 400 Millionen Menschen produziert, das ist eine beachtliche Leistung und man will weiter steigern auf 600 Millionen. Aber es ist eine Hochrisikostrategie, die das Land dabei fährt. Ich wünsche Glück, Suerte! wie uns alle zum Abschied zuriefen. Denn die Argentinier, die uns begegneten sind zwar etwas sorglose aber sehr begeisterungsfähige, hilfreiche und freundliche Menschen und ich hoffe, das ist hier auch ein bisschen zum Ausdruck gekommen. Hasta luego. (Bild oben David Eppenberger)
Am Stadtrand von Rosario

Agrentina (3): CFK, die Meistgehasste

September 3, 2013

Christina Fernandez de KirchnerSeit ein paar Tagen fahre ich durch Argentinien, und wenn es eine Konstante gibt im Gespräch mit den Bauern, dann ist es der omnipräsente Hass auf die Praesidentin Cristina Fernandez de Kirchner, die sich in Anlehnung an den ehemaligen amerikanischen Präsidenten gerne CFK nennen laesst.

Was steckt dahinter? Die Ursachen liegen gut 10 Jahre zurück: Ihr Ehemann Nestor, in dessen Fussstapfen Cristina 2007 in quasi dynastischer aber demokratisch bestaetigter Erbfolge trat, machte die Landwirtschaft 2002 zur Milchkuh: Nach einer dramatischen Wirtschaftskrise führte Argentinien zum wiederholten Male eine massive Abwertung der Landeswährung Peso durch. Die Leitwährung, der US-Dollar war neu nicht mehr gleich stark, sondern viermal so viel wert wie der einheimische Peso.

Dadurch erlebten die Cashcrops – mit Abstand am wichtigsten ist die Soja – einen Boom, weil deren Export durch die Abwertung massiv erleichtert wurde. Von dieser Hausse wollte sich der Staat eine Scheibe abschneiden und führte happige Exportsteuern ein, die sich bis heute gehalten haben. Die Soja beispielsweise wird bei der Ausfuhr mit nicht weniger als 35 Prozent besteuert, fuer Rindfleisch wiederum betraegt der Tarif meinen Angaben zufolge gut 20 Prozent (PS. Falsche Angabe, es sind 15 Prozent für Frischfleisch und 5 Prozent für Konserven). CFK versuchte 2008 eine weitere Erhöhung einzuführen, scheiterte aber an den empörten Protesten der Bauern und letztlich im Parlament.

Mit dem tarifären Aktivismus wollte die Regierung mit Hilfe der boomenden Agrarindustrie einen Teil der aufgrund der Wirtschaftskrise(n) stark gestiegenen Sozialkosten finanzieren und gleichzeitig die Inlandversorgung sichern. Letztlich lief diese Politik aber ins Leere und führte namentlich im Rindfleischsektor dazu, dass argentinische Investoren neu in Paraguay und Uruguay die besseren Marktbedingungen ausnützen, was mit dazu geführt hat, dass Argentinien in der Rangliste der Rindfleischexporteure stark verloren hat und dass, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, heute Weizen eingeführt werden muss, da die Bauern die Kultur aufgrund der Exportsteuern meiden.

Was mich erstaunt, ist, dass sich die Bauern politisch gegen die eher absurd anmutenden Regulierungen nicht besser wehren (können). Ich war vor meinem Besuch davon ausgegangen, dass der Agrarsektor aufgrund seiner Bedeutung für die nationale Wirtschaft der Regierung die Traktandenliste diktieren wuerde. Dem ist aber nicht so. Wie mir ein Agrarfunktionär heute abend sagte, ist der politischer Lobbyismus der Landwirte tradidtionell schwach. Sie hätten sich nie um die Politik gekümmert, erklärte er. Das ist auch eine Spätfolge der Militärdiktatur, eine Phase, in der man am besten fuhr, wenn man die Faust, wenn überhaupt, am besten nur im Sack machte. Das rächt sich nun. Mir kam mein altes Lieblingssprichwort in den Sinn: Die Hunde – in diesem Fall die Bauern – bellen, die Karawane – hier CFK und ihre Equipe – zieht weiter. Zumindest bis 2015, wenn die nächsten Präsidentschaftswahlen anstehen. (Bild abc.com)

Agrentina (2): „Ein grosser Fan von Glyphosat“

September 1, 2013

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Eduardo Brivio ist Landwirt und „ein grosser Anhänger von Glyphosat“, wie uns der 58-jährige beim gestrigen Besuch in Tandil mit entwaffnender Offenheit mitteilte.

Glyphosat ist der Wirkstoff im Totalherbizid, das unter dem Namen Roundup weltweite Bekanntheit errungen hat. Noch berühmter ist die Resistenz gegen die Substanz, welche der Hersteller Monsanto in Soja und andere Pflanzen eingebaut hat. Diese bewirkt, dass die Sojafelder in jedem Stadium mit Glyphosat gespritzt werden können, wlches dann sämtliches Unkraut vernichtet, nicht aber die Soja.

Die Technologie ist das Flaggschiff der grünen Gentechnologie und als solches in Europa höchst umstriitten, in Argentinien aber mittlerweile flächendeckend im Einsatz: rund 99% der stark gewachsenen konventionellen Sojaproduktion sind hier heute „Roundup-ready“.

Zu den wie erwähnt begeisterten Anwendern gehört auch Eduardo. Für ihn ist Glyphosat ein Fortschritt und die GVO-Technologie ein Segen. Dasselbe gilt für ihn für andere moderne Pflanzenschutzmittel, die in homöopathischen Dosen von wenigen Gramm pro Hektar flächendeckende Wirkung erzielen. Aber auch alte problematische Chemiekeulen wie Atrazin, Paraquat und 2,4-D (einem alten Verwandten des Entlaubungsmittels Agent Orange) setzt Eduardo recht bedenkenlos ein. „Ich bin jetzt 58 und lebe immer noch“, sagt er, um unsere Bedenken vom Tisch zu wischen.

Ich kann das nicht verstehen, aber verurteilen will ich diesen offenen Gesprächspartner, der uns stolz das Giftlager und arglos sene Kanistersammlung zeigt auch nicht. Eduardo steht stellvertretend für eine ganze Generation von Landwirten, nicht nur in Argentinien. Man hat ihnen seit früher Jugend eingetrichtert, dass die natürliche Umgebung der Kulturen eine feindliche ist, deren Angriffe es chemisch zu parieren gilt.

Dabei entwickelt sich eine Art Wettrüsten: Die Natur steckt die Schläge ein und entwickelt Gegenstrategien in Form von Resistenzen sowie neuen Krankheiten und Schädlingen. Längst gibt es gegen Roundup resistente Superunkräuter. Die Industrie tüftelt an neuen Waffen und die Bauern stehen wie Soldaten bereit, um diese einzusetzen. Sie sind in eine Abhängigkeit geraten, aus der sich nur schwierig entrinnen lässt. Früher oder später werden sie vermutlich erkennen müssen, dass der Kampf gegen die Natur nicht zu gewinnen ist und auf eine Kollaborationsstrategie umschwenken. Eduardo wird diesen Schritt kaum noch vollziehen, ich hoffe auf die nächste Generation.20130901-015057.jpg

Agrentina (1): 3 sehr verschiedene Quereinsteiger

August 30, 2013

Damian ColucciArgentina, was für ein magisches Versprechen, was die Landwirtschaft angeht. Aber auch viele Negativschlagzeilen in letzter Zeit: Eine Invasion von Agrochemie-getriebenem Sojaanbau, eine Präsidentin, die mit üblen Exportsteuern die einheimischen Produzenten ruiniert sowie Fleischkonsumenten, die ihre karnivoren Qualitäten vernachlässigen und immer weniger Rindfleisch essen.

Höchste Zeit also für einen Augenschein. Der nächste Woche stattfindende Kongress des Internationalen Agrarjournalistenverbands IFAJ (mehr folgt) war mehr als ein guter Grund, die weite Reise unter die Flügel zu nehmen. Ich bin einige Tage vorher aufgebrochen, um mit meinem alten Agrarjournalisten-Kumpel David Eppenberger und Romano Paganini, einem jungen, nach Argentinien ausgewanderten Schweizer ein paar Betriebe zu besichtigen. Nach zwei Tagen in der Pampa ist mir aufgefallen, dass fast alle, die wir besucht haben ausserlandwirtschaftliche Quereinsteiger waren.

Das hat auch damit zu tun, dass man Landwirtschaft in Argentinien on the Job lernt. Die Landwirtschaftsschulen sind für Agronomen vorgesehen, aber eine Lehre in unserem Sinne existiert nicht. Zudem ist die Landwirtschaft hier ein Eldorado für Anhänger des freien Markts. Auf die Frage, ob sie der Staat in irgendeiner Weise unterstütze, pflegten die Bauern in bitteres Gelächter auszubrechen. Das Gegenteil sei der Fall, hiess es übereinstimmend. Die schmalen Gewinne an der Scholle würden systematisch abgeschöpft, um der klammen Bürokratie zugeführt zu werden. Die Bauern reagieren unterschiedlich auf diese Situation.

Damian am Säen mit sechs PferdenDamian Colucci (Bild ganz oben) ist 33 und lebt gemeinsam mit seiner Frau Mariana den Prinzipien von Masanobu Fukuoka nach. Der 2008 verstorbene japanische Permakultur-Vorreiter war seinerseits Quereinsteiger und wurde nach seiner Tätigkeit als Mikrobiologe zum Bewirtschafter. Kurz zusammengefasst propagierte er eine Landwirtschaft der Gelassenheit. Möglichst wenig Intervention, Pflanzen und Tiere dazu ertüchtigen, dass sie auch ohne Agrochemikalien gut gedeihen, innerbetriebliche Ernährungssouveränität und ein minimaler Maschinenpark. Er sät seine rund 70 Hektaren Acker mit Pferdegespannen (siehe Bild links, maximale Tagesleistung 5-6 Hektaren, Pflug maximal 1 ha pro Tag). Der Stadtbub Damian ist in Buenos Aires aufgewachsen, pilgerte als junger Mann zu Fukuoka und konnte dank finanzieller Unterstützung durch den Vater vor 12 Jahren in die Landwirtschaft einsteigen. Neben den Tieren aus seiner Weidemast verkauft er Mehl aus der eigenen Mühle, Eier und ab und zu andere Produkte.

Edit und Pedro AlemanGanz anders arbeiten Edit und José Aleman (Bild Mitte), die südlich von Mar del Plata in der Pampa humeda (feuchte Pampa) Gemüse anbauen. Sie versorgen mit ihrem Gemüse die Grossmärkte in Buenos Aires und Mar del Plata. Vor 30 Jahren sind sie als praktisch mittellose Einwanderer aus Tarija in Bolivien nach Argentinien gekommen, heute bewirtschaften sie einen DSC03887intensiven Gemüsebetrieb von 30 Hektaren Grösse und haben sich dank ihrer Tüchtigkeit laut ihrem Nachbarn Mario, dem lokalen Gemüsebauberater ein stattliches Vermögen erarbeitet. Die Alemans stehen für ein interessantes Phänomen. In der Region Mar del Plata beherrschen Bolivianer mittlerweile einen Grossteil des Gemüsegeschäfts. In Tellerwäscher-, beziehungsweise Salatschneiderkarrieren haben sie sich von Landarbeitern zu Besitzern hochgearbeitet und in dieser Funktion die vorher marktbeherrschenden Italiener abgelöst.

Noch einmal ganz anders ist das Profil von Pablo, der uns seinen Familiennamen nicht mitgeteilt hat. Er nennt 10 Hektaren Land sein eigen und ist nicht ein eigentlicher Bewirtschafter sondern ein Dienstleister für die Bauern. Er hat Platz für 3000 Stück Vieh, besitzt aber kein einziges. Landwirte in der Umgebung liefern ihm gut 200 Kilo schwere Tiere, die er auf 320 bis maximal 350 Kilo aufmästet, bevor die Tiere dann in eines der Schlachthäuser der Region gebracht werden. Für seine Dienste lässt er sich mit 3 Peso pro Kilogramm Zuwachs abgelten, das sind rund 20 Prozent des Preises, den die Bauern pro Kilo Lebendgewicht im Schlachthof erhalten. Als Zahlung nimmt er auch Mais und Getreide von den Bauern entgegen. Die Überschüsse aus diesen Lieferungen lässt er dann zu Futtermitteln verarbeiten. Pablo informiert uns im breitesten kalifornischen Slang, ist er doch als Sohn eines Arztes teilweise in den USA aufgewachsen. Für den smarten Unternehmertyp ist die Landwirtschaft ein gutes Geschäft, sollte es nicht länger rentieren, würde er wohl emotionslos das Business wechseln. Das einzige, was ihn mit Damian verbindet, ist dass beide mit den in Argentinien am weitesten verbreiteten Rassen Black Angus und Hereford arbeiten.

Pablo, die Alemans und die Coluccis: Alle drei stehen sie für typische Phänomene in der argentinischen Landwirtschaft. Ersterer für die Industrialisierung der Landwirtschaft, für die auch die radikale Ausbreitung des Cashcrop-Anbaus namentlich der (GVO-)Soja im letzten Jahrzehnt ein typisches Beispiel darstellt. Zweitere für die Chancen, die sich in der zwar staatlich vernachlässigten aber gleichzeitig völlig liberalisierten Landwirtschaft für tüchtige Leute bieten und Letztere für die Reaktion auf Industrialisierung und Rationalisierung: Den Weg in die Selbstversorgung verbunden mit dem Rückzug in die Einsamkeit der grenzenlos gross scheinenenden Pampas.

Pablo, owner of a feedinglot