Das Leben als sogenannt bewusster Konsument ist interessant aber nicht ohne Tücken. Nehmen wir einen Tag im Leben eines zufällig ausgewählten Konsumenten, aus naheliegenden Gründen mich, zum Beispiel heute.
Es fängt an mit dem Plakat vor dem Quartier-Coop. Ein weitgereistes Nierstück, denkt man sich, innerlich schon distanziert. Aber sicher nicht für mich. Und das schöne Märgeli für dich, gell Coop. Hier gibts für mich stattdessen heimische Bio-Milch und -Zopf . Das sorgt schon mal für ein gutes Gewissen.
Weiter gehts, Erwerb von Tomatensetzlingen von der Stiftung Arche am Viadukt, die dann auch umgehend eingepflanzt werden. Das verstärkt die Pluspunkte. Pflanzenmaterial aus einem Sozialprojekt im mit eigenem Kompost angereicherten Boden im Pot, das ist fast nicht zu toppen.
Nächster Stop: Migros Limmatplatz. Dort ein Plakat, wo Jeremy 140 Fussballfelder voll Bio-Weizen versprochen werden. Ob der sich freut? Der spielt wohl lieber Fussball, als sich über den umweltpolitisch korrekten Getreideanbau Gedanken zu machen.
Für mich dagegen die Qual der Wahl. Zum Znacht solls Paella, unter anderem mit Poulet, geben. Bei der Fleischtheke entscheide ich mich für das Aus-der-Region-Poulet aus Standardhaltung, besser als Brasilien. Es gäbe zwar auch Séléction-Pouletbrust Bio, aber die 15 Franken für gut 200 Gramm sind mir ehrlich gesagt zuviel, zudem will ich gar nicht Brust sondern Schenkeli.
Das Resultat. Neben dem Poulet wurden von den TischgenossInnen auch Crevetten gewünscht. Die sind zwar Bio, aber aus Vietnam. Zwar soll die Zucht dort einigermassen umweltverträglich sein (hoffentlich habe ich das nicht in der Coop-Zeitung oder im Migros-Magazin gelesen…), aber trotzdem nicht gerade ein Ruhmesblatt.
Da kommt das Kompostieren grad kommod zur Gewissensberuhigung. Aber oha, zwischen heimischen Kartoffelschalen und Apfelkernen die Überreste der letzten Party: Limetten aus Brasilien… Zum Glück sind morgen die Läden zu.