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Mit Pünktlisammeln allein bist du noch nicht WOW

September 19, 2015

MlekoEinkaufstourismus ist tatsächlich kein Kinkerlitzchen, 9 Milliarden Franken geben Schweizer Konsumenten ennet der Grenze alljährlich für allerhand Einkäufe vom Handtäschli übers Haarshampoo via Chateaubriand bis zum Brie aus, und warum nicht noch schnell ins Reisebüro? Höchste Zeit also für Gegensteuer aus der hiesigen Branche. Die landwirtschaftlichen Verbände sind hier an vorderster Ladenfront beteiligt.

Schon seit einigen Monaten lassen uns die Schweizer Milchproduzenten (SMP) auf den Produkten klebende Punkte sammeln, um heimisches Milchschaffen zu fördern. Bei genügendem Sammelstand können diese gegen Prämien eingetauscht werden, eine Art Direktzahlung in die andere Richtung, sofern einem das SMP-Täschli dann gefällt.

Nicht weniger als „WOW!“ ist man sodann bei der von Agro Marketing Suisse (AMS), dem Absatzförderungsverein der Schweizer Landwirtschaft massgeblich mitgeprägten Kampagne; natürlich nur, wenn man innerhalb der Grenzen einkauft, „well Sorg hebsch zur Schwiiz„, das ganze garniert mit einem aufwändigen Spot, mit einem der’s vormacht, wie musterhaftes Einkaufen geht, alles mit dem Velo auf kleinem Raum.

Beides sind sicher lohnenswerte Versuche. Der SMP gebärdet sich zwar etwas altväterisch, Pünktli sammeln mussten wir schon vor 40 Jahren für Mondo-Bücher, Konsummärggeli waren ebenso Alltag wie heute die Wertzeichen fürs Sammelheftli des Volg-Publikums. Aber warum nicht? Never change a winning Team, bzw. Marketingmethode.

„WOW“, seinerseits kommt gefällig und peppig daher, für mich jetzt fast ein wenig „übermarchet“, wie der Berner Bauer wohl sugte, aber vielleicht bin ich ja auch nicht im Kernzielpublikum, als einer, der immer brav heimisch kauft, jedenfalls fast.

Mal abgesehen von der Qualität der Kampagnen, die ich nicht wirklich fachmännisch beurteilen kann, scheint mir, dass sie am Kern des Problems vorbeischrammen, zumindest aus bäuerlicher Sicht. Das Problem ist ja für die meisten Produzenten, dass der Produktepreis und, um beim Beispiel zu bleiben, der Milchpreis nicht kostendeckend ist.

Dieser schlechte Preis hat aber nur sehr bedingt mit dem Einkaufstourismus und dem Einkauf ausländischer Milchprodukte in der heimischen Molkereiabteilung zu tun. Das Grundproblem ist, dass die Bauern als reine Rohstoffproduzenten viel zu wenig, nämlich unter 50 Prozent des Ladenpreises erhalten. Dieses Problem haben sie in ganz Europa, siehe die kürzliche Grossdemonstration in Brüssel, und darüber hinaus. Auch in Ländern wo Einkaufstourismus kein Thema ist, zB. England.

Ansetzen müssten die Verbände also anderswo: Wie schaffen es die Produzenten, sich einen grösseren Anteil an der Wertschöpfung zu holen? In diesem Artikel, der heute im LID-Mediendienst erschienen ist, wird schön beschrieben, wie schwierig es für die Produzenten ist, via Mengenausdehnung den Verdienst zu erhöhen bzw. in erster Linie mal die Fixkosten zu decken und die Investitionen abzuschreiben. Das belegt auch die stattliche Zahl von Grossbetrieben, die aus der Milchproduktion aussteigen, während kleinere Fische wie der Ueli-Hof im erwähnten Artikel Nischen suchen und bewirtschaften in denen sie bestens leben, weil sie selber verarbeiten, direkt vermarkten, an echte bäuerliche Genossenschaften liefern etc.

Schon klar, dass nicht jeder geeignet ist, ohne Hilfe selber zu verkäsen oder zu metzgen weil das Knowhow fehlt oder die Verkehrslage schlecht ist. Gerade deswegen bräuchte es hier den Support der Verbände. Man müsste die Bauern ertüchtigen, eine höhere Wertschöpfung zu generieren, statt Rabattsysteme für Konsumenten zu kreieren, die ohnehin schon zu wenig zahlen für die Lebensmittel. Das Problem ist wohl, dass man sich in diesem Fall mit der eigenen Klientel anlegen müsste. Zu den mächtigsten Mitgliedern der SMP gehören etwa die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), die ihrerseits Mehrheitsaktionärin von Emmi sind, die wiederum wenig Interesse daran haben dürfte, dass sich die Bauern verstärkt um das Schicksal ihres Produktes kümmern und ihr Marge abgraben.

Kritisch betrachten muss man vor diesem Hintergrund auch das Mantra von der produzierenden Landwirtschaft, das die Verbände, an vorderster Front der Dachverband ohne Unterlass beschwören. Natürlich müssen die Bauern produzieren, aber das reicht eben nicht, vielmehr müsste man das Mantra erweitern und wenn schon eine Initiative für produzierende UND verarbeitende UND direktverkaufende Landwirtschaft lancieren.

 

AgReminiszeNZZen aus 13 Jahren (13): Handtuch

Juni 28, 2013

Zwei EntnervteZum Abschluss dieser kleinen Serie noch einmal eine typische Fingerübung: Rücktritte mit Nebengeräuschen sind immer gut für uns Journalisten, noch besser ist nur ein Doppelrücktritt, wie hier derjenige von Peter Gfeller und Albert Rösti von der SMP-Spitze. Ehrlich fuhr ich auch immer gerne an Landwirtschafts-Pressekonferenzen, sie sind meistens unterhaltsam, nicht weil die rhetorischen Fähigkeiten von Agrar-Exponenten jetzt grad überproportional entwickelt wären, sondern mehr, weil ich immer einen Haufen alte KollegInnen traf.

Ich werfe jetzt auch mein Handtuch, völlig unentnervt. Es waren kurzweilige und gemütliche Jahre in der WG mit meiner alten Tante, gekocht hat sie mit der Zeit zwar nicht mehr für uns, aber Sackgeld gab’s immer und pünktlich. Ich wünsche meiner lieben Verwandten viel Glück auf all den holprigen Wegen, welche sie auf der Fahrt in eine rosige Zukunft (durch eine von Bauern prächtig gepflegte Kulturlandschaft natürlich) mit ihrem gut renovierten Oldtimer zu befahren hat.

Mehr oder weniger Milch produzieren reicht nicht

Mai 21, 2013

Fütterungssituation von Schweizer BetriebenIm Schweizer Milchmarkt scheint sich langsam eine Post-Kontingentsausstiegs-Normalität abzuzeichnen. Die gröbsten Exzesse beim Preisdumping sind eingedämmt, die Produktion orientiert sich stärker an den Preisen als auch schon und der vor Jahresfrist noch sich türmende Butterberg ist zu einem Hügelchen geschmort, wie uns der LID dieser Tage vorrechnete

Die Branchenorganisation Milch (BOM) konnte dank tieferer Produktion eine Richtpreiserhöhung durchsetzen, die langsam aber sicher auch wirksam wird. Vermutlich wird diese Preiserhöhung zu einer erneuten Erhöhung der Produktion führen, was wiederum die Produzentenpreise etwas erodieren lassen dürfte, wobei die Ausschläge nach unten kaum mehr derart grob ausfallen dürften wie bis anhin, nimmt doch die Kuhzahl tendenziell ab und lässt sich auf kurze Frist auch nicht beliebig erhöhen. Der Markt beginnt zu spielen und die Akteure scheinen etwas gelernt zu haben. Wenn heute die oppositionelle Big-M eine Medienmitteilung verschickt in der sie uns aufgrund einer Umfrage weis machen will, dass es für die Schweizer Milchproduzenten keine Zukunftsperspektiven gibt, bin ich deshalb völlig anderer Meinung.

Allerdings wird man für eine Milchproduktion mit Perspektiven schon etwas mehr tun müssen, als bei tiefen Preisen weniger und bei höheren mehr zu produzieren. Der Schweizer Markt für Frischmilch ist nach wie vor durch ein Importverbot geschützt. Dieses ist zwar noch nicht grad am Wackeln, aber sowohl im Parlament wie auch in der Branche gibt es mögliche Profiteure und Bestrebungen für die Liberalisierung der sogenannten „weissen Linie“. So haben etwa kürzlich die in der Fromarte zusammengeschlossenen Käser die Prüfung eine Erweiterung des Käsefreihandels auf eine sektoriellen Marktöffnung gegenüber der EU gefordert.

Käme eine solche, würde das den Markt noch einmal kräftig durcheinanderwirbeln. Milch ist Milch ist Milch, und diese ist im europäischen Umfeld definitiv billiger erhältlich als im Inland. Eine Chance hat die Schweizer Milchproduktion dann nur noch, wenn sie sich von derjenigen auf den Spotmärkten in der Nachbarn abheben kann. Zum Beispiel durch hohen Grasanteil bei der Fütterung, ein Erfolgsbeispiel ist die österreichische Heumilchbewegung.

Hierzulande tobt seit langem ein Glaubenskrieg um die „Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion“ (GMF). Ein Bericht im jüngsten „Schweizer Bauer“ über eine gleichnamige Tagung an der HAFL in Zollikofen, so heisst das landwirtschaftliche Technikum mittlerweile, zeigt aufschlussreich, wie die Fronten verlaufen. Während die Zollikofer Forscher Peter Thomet sowie Fritz Rothen von IP Suisse und Urs Vogt von Mutterkuh Schweiz vereint für eine „Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion“ plädierten standen Milchproduzentenvertreter Kurt Nüesch und UFA-Mann Samuel Geissbühler auf die Bremse. Das erstaunt nicht, ersterer muss aufpassen, dass er keine Mitglieder verärgert, zweiterer muss schauen, dass die Kraftfutterverkäufe weiter ansteigen.

Deren Niveau ist schon beachtlich, vor allem im Tal, wo der grösste Teil der Milch produziert wird. Wie eine kürzlich publizierte Studie von Agroscope zeigt, füttern hier 50 Prozent der Betriebe weniger als 70 Prozent Gras. Das oft bemühte Argument, Schweizer Milchproduzenten verabreichten nur in homöopathischen Dosen Kraftfutter, ist also in den meisten Fällen ein Märchen. Dabei ist die GMF in der Vollkostenrechnung durchaus konkurrenzfähig, wie der „Schweizer Bauer“ eine Vollkostenrechnung von Markus Höltschi, LBZ Hohenrain LU zitiert. Neu will der Bund bei einem Anteil von mindestens 90 Prozent Grasfütterung (Gras, Heu, Grassilage) 200 Franken pro Hektare bezahlen. Zugreifen, würde ich sagen. (Grafik Agroscope/“Schweizer Bauer“)  

Mittleres Erdbeben & ein Lehrstück am Milchsee

Februar 1, 2013

Medienkonferenz der SMP am 1.2.13Für die normalerweise eher träge vor sich hin drehende landwirtschaftliche Verbandswelt gleicht der Doppelrücktritt an der Spitze der Schweizer Milchproduzenten (SMP) einem mittleren Erdbeben. Der Präsident nimmt ausserterminlich den Hut und der 45-jährige Direktor, dessen Posten als Lebensstelle gedacht war, kündigt 20 Jahre vor dem geplanten Termin. Bei genauerem Hinsehen ist die personelle Palastrevolution aber nur der vorläufige Tiefpunkt beim Abrutschen des einst mächtigsten Landwirtschaftsverbands in die Bedeutungslosigkeit.
Als er noch Zentralverband der Schweizer Milchproduzenten hiess – böse Zungen sprachen vom Zentralkomitee der Milchwirtschaft -, machte er das (preislich dauerhaft gute) Wetter für die damals noch deutlich zahlreicheren Mitglieder.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Innerhalb von wenigen Jahren ist die Marktmacht geschwunden, die SMP sind vom Politbüro zur gut dotierten Werbe- und Marketingagentur der Milchbranche geworden. Die zu vielen Mitgliederorganisationen, welche die Hoheit über die Preisbildung mehr schlecht als recht in die Hand genommen haben, scherten sich in den letzten Jahren keinen Deut mehr um die unter Ägide von Peter Gfeller und Albert Rösti gefassten Beschlüsse, im Gegenteil, sie hintertrieben sie und brachten die beiden willigen Verbandschefs an den Rande des Nervenzusammenbruchs, was sie denn anlässlich der Medienkonferenz von heute auch ausführlich dokumentierten. Dass sie nun geballt abtreten, dürfte mit dem Bedeutungsverlust des Verbands aber mindestens so viel zu tun haben, wie mit dem illoyalen Verhalten der Regionalfürsten.
Ganz nebenbei ist die Geschichte auch ein kleines Lehrstück in Sachen Agrarökonomie: Ein geschützter und krass asymmetrischer Markt wird geöffnet. Den verbliebenen rund 25000 Milchbauern stehen vier Verarbeiter und zwei Detailhändler gegenüber. Dazwischen hat sich eine Schicht von Milchhändlern etabliert, die – es ist zwar egoistisch aber nicht verboten – die Betriebe mit den grössten Mengen entlang von Autobahnen herauspicken und eine schonungslose Mengenstrategie fahren. Diese Profiteure der neuen Marktordnung werden nun allenthalben als Übeltäter an den Pranger gestellt. Damit machen es sich die klagenden Milchbauern (und die scheidenden Verbandsspitzen) allerdings etwas einfach.
Die Händler und die ihnen liefernden Bauern verhalten sich opportunistisch, so wie es für die Player in relativ freien Marktwirtschaften üblich ist. Die Milchbauern, die heute teilweise unter ihren Einstandskosten liefern, würden wohl liebend gerne einen besseren Preis lösen. Wenn sie aber individuell ihre Menge senken, nützt ihnen das gar nichts, wie Albert Rösti heute selber festgestellt hat. Deshalb bolzen sie weiter, auch weil es für sie keine alternativen Absatzmöglichkeiten gibt. Der Rücktritt von Gfeller und Rösti ist deshalb auch ein Eingeständnis, dass es dem SMP nie auch nur ansatzweise gelungen ist, die angedachten Alternativen mit höherer Wertschöpfung umzusetzen. Dies wird auch den Nachfolgern kaum gelingen, dem Verband kann man deshalb keine bessere Zukunft prognostizieren.

Auf dem Milchmarkt wirds bald ruhigair

April 10, 2012

Meine treue Kuhbild-Lieferantin Monika Schlatter hat mir dieser Tage wieder einmal eine Perle zukommen lassen: „Habe die Aufnahme am vergangenen Freitag in der Nähe des Soppensees (LU) gemacht, fand die Originalaufnahme aber etwas ‚gewöhnlich‘. Ich habe deshalb ein bisschen daran ‚herumgebastelt’…“, schreibt sie mir. Danke bestens Monika! Auch für den Steilpass, den Du mir zuspielst, um wieder einmal den Milchmarkt zu thematisieren. Zu diesem Bild gibts wohl keine naheliegendere Metapher als das Schwarz-Weiss-Denken. Aber der Reihe nach: Je länger das Gezänk um die richtige Höhe eines „fairen“ Milchpreises andauert, desto mehr erinnert es mich an die Diskussion um die „faire“ Lärmverteilung rund um den Flughafen Zürich, die ich rund 10 Jahre lang als Redaktor begleitet und wortreich beschrieben habe. Unterdessen hat mir das Glück eine neue Aufgabe beschert und ein sehr talentierter junge Kollege hat sich des leidigen Themas angenommen. Geändert hat sich an der Lage aber nichts. Die Positionen sind bezogen, man hat sich die Welt eingeteilt in Gut und Böse, eben Schwarz und Weiss; es ist niemand bereit einen Schritt auf den anderen zu zu machen und das Resultat ist am Ende ein Status Quo, mit dem die wichtigsten Player einigermassen leben können, obwohl sie für die Kulisse noch ein wenig Lärm machen. 
Interessant ist vielleicht noch die Rollenverteilung in diesem Vergleich. Der Bund ist in beiden Konflikten der Bund. Im Fluglärmkonflikt ist seine Rolle noch etwas aktiver als bei der Milch, aber die Verhandlungserfolge gegenüber der deutschen Seite sind derart gering, dass er sich wohl ebensogut raushalten könnte. Der Flughafen erinnert mich an die Branchenorganisation Milch (BOM). Er organisiert den Verkehr und kann gut leben mit der Situation, immerhin hat ihm das deutsche Powerplay ermöglicht, neue Flugrouten zu öffnen. Das gilt auch für die Mehrheit der BOM-Mitglieder, der grösste Störefried ist mit den Schweizer Milchproduzenten ausgeschieden und man arrangiert sich ganz flott mit der Situation. Die Rolle der Deutschen im Fluglärmkonflikt gehört im Milchstreit den Molkereien und Milchhändlern. Sie machen Druck auf den Preis und schaden damit ihren Eigentümern, den Bauern. Beim Lärmkonflikt ist es der deutsche Staat, der mit seiner Korsettpolitik die eigene Fluggesellschaft, die Lufthansa, in die Enge treibt. Die Milchproduzenten und ihre Organisationen schliesslich, sind mit den Anwohnern rund um den Flughafen und ihren Bürgerinitiativen zu vergleichen. Sie lamentieren zwar noch, aber mit abnehmender Intensität. Die Zeit der grossen Aufmärsche ist allmählich vorbei und man findet sich mit den Zuständen ab, ohne dass man dies offen zugestehen würde. So, genug der Vergleiche. Zum Schluss lasse ich noch einmal Monikas Bild sprechen. Ich habe ein bisschen darum herumgebastelt, nicht etwa weil es zu gewöhnlich gewesen wäre, sondern weil es sich einfach grad so anbot. Finde den Unterschied… (Bild Monika Schlatter)
  

SMP&Co: Organisationen im Karriereherbst

März 4, 2012


Am Freitag hat in Bern ein bescheidenes Grüppchen von geschätzten 250 Bauern auf Einladung von Uniterre unter anderem für einen fairen Milchpreis und Ernährungssouveränität demonstriert. Laut Medienberichten forderte Uniterre unter anderem eine aktivere Rolle der Schweizer Milchproduzenten (SMP). Man müsse der Organisation die Steuerung der Milchmenge übertragen. Das ist ein frommer Wunsch, denn dafür ist der Zug längst abgefahren. Schon kurz nach der Abschaffung der Milchkontingentierung 2009 zeigte sich leider, dass die Idee des Milchpools unter Ägide des Dachverbands zum Scheitern verurteilt ist. Der Milchhandel läuft heute über regionale Produzentenorganisationen, die direkt mit den wenigen grossen Abnehmern verhandeln. Die Meinung der SMP interessiert nur noch beschränkt. Als sie vergangenes Jahr unter Getöse aus der Branchenorganisation Milch (BOM) austraten, krähte ihnen dort kaum ein Hahn nach. Im Gegenteil, man zeigte sich bei den Zurückgebliebenen eher erleichtert, dass man nun ungestörter Tagen könne. Das Interesse an einer Rückkehr scheint bis heute limitiert. Dieses Desinteresse am Verband ist ein Zeichen für dessen reduzierte Relevanz, nicht nur für die Marktpartner, sondern auch für die Mitglieder. Die Zeiten als der Direktor der SMP mit Vertretern von Käseunion, Käsern und Bund in der sogenannte Viererbande den Milchpreis aushandelte kommen einem heute vor wie ein Märchen aus dem Band „1001 Landwirtschaftslegenden“. Trotz Finanzstärke läuft der Verband Gefahr, zu reinen Marketingorganisation mit Rezeptheft zu mutieren. Doch die SMP sind längst nicht die einzige Branchenorganisation, die im Herbst der Verbandskarriere angekommen scheint. Nehmen wir zum Beispiel die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland. Die zerstrittene Interprofession ist eine zahnlose Verwalterin der Markenrechte, die im Marktgeschehen kaum mehr eine Rolle spielt. Forsche Käser, namentlich aus der Ostschweiz haben ihr Schicksal längst selber in die Hand genommen und verhandeln direkt mit dem Handel oder haben sogar selber Firmen gegründet. Das tangiert auch die Pläne des Käserverbands Fromarte. Dessen Projekt für die Gründung einer Einheitshandelsfirma für Emmentaler bleibt, wenn micht nicht alles täuscht, ein Papiertiger. Schwach auf der Brust ist auch die Switzerland Cheese Marketing (SCM). Ihre millionenschweren, vom Bund zur Hälfte mitfinanzierten Kampagnen für die wichtigsten Käsesorten verpuffen offenbar praktisch wirkungslos, verlieren diese doch auf den Exportmärkten an Boden. Derweil legen die unbeworbenen Nischenplayer zu. Böse Zungen werfen der SCM vor, zu stark in der Käseunions-Mentalität verhaftet zu sein und empfehlen augenzwinkernd eine Direktüberweisung der Marketingmittel an die darbenden Käser und Milchbauern. Die Uniterre-Demo übrigens zeigte auch die Probleme dieser oppositionellen Bauernvereinigung auf. Mit umstrittenen Aktionen, zum Beispiel erfolglosen Stiefelwürfen auf die damalige Landwirtschaftsministerin Leuthard und der Präsentation eines toten Kalbes auf dem Bundesplatz haben sie innerhalb der Branche viel Geschirr zerschlagen. Auch dieser Organisation kann man keine grosse Zukunft prognostizieren. Schade eigentlich, denn etwas mehr kreatives Kämpfertum würde dem betulichen Landwirtschafts-Millieu überhaupt nicht schaden. (Bilder Samuel Krähenbühl/“Schweizer Bauer“)