Themen besetzen mit frierenden JournalistInnen

Januar 3, 2024

Neujahrs-Stelldichein im bernischen Frienisberg: Die oberste Bäuerin Anne Challandes, SBV-Präsident Markus Ritter, sein Direktor Martin Rufer und Gastgeber Richard Maurer (v.l.).

Willkommen zurück auf dem Agroblog! Ich freue mich, hier nach gut sechs Jahren endlich wieder mal etwas zu posten und hoffen, dass dies künftig wieder regelmässiger der Fall sein wird. Der Wiedereinstieg hat ein bisschen äussere Gründe. Das Portal bioaktuell.ch für das ich neuerdings schreibe, hat im Moment grad Weihnachtspause. Da ich als Ex-BauernZeitungs-Mensch immer noch zu den Medienanlässen des Schweizer Bauernverbands (SBV) eingeladen werde, bin ich heute nach Frienisberg im schönen Berner Hinterland gepilgert, quasi als Initiationsritual zum neuen Jahr. Und darüber muss ein Schreibknecht wie ich natürlich etwas zu Protokoll geben.

Cleveres Timing
Die Jahresmedienkonferenz ist keine Neuigkeit. Alljährlich gelingt es dem SBV, eine stattliche Schar von Medienleuten zur Anreise in einen unterkühlten Stall zu bewegen, wo Zurück- und in die Zukunft geblickt wird, wobei es heute dank dem Schmalspur-Winter wärmer war als auch schon. Das Timinig ist clever. Die Weihnachtsferien sind die neue Saure-Gurken-Zeit. Während die halbe Schweiz in ihren Chalets oder in der Karibik den Arbeitsantritt hinauszögert, suchen die JournalistInnen verzweifelt nach Stoff.

Diese Lücke büsst der SBV noch so gerne. Geboten wird meist ein Mix aus moderatem Jammern und politischer Weichenstellung. Dem war heute nicht anders. Einerseits beklagte man die bescheidenen Einkommen (dass diese 2022 um 1,3 rückläufig waren, berichtete Agroscope im November). Das ist tatsächlich höchst stossend. Oder wissen Sie zufällig eine andere Branche, die regelmässig derartige News verkünden muss?

Selbst in Krisensektoren wie den Medien sind die Einkünfte für die Mitarbeitenden allerhöchstens stagnierend. Man mag jetzt sagen, die Landwirte und Landwirtinnen seien freie UnternehmerInnen und deshalb nicht vergleichbar mit Angestellten, z.B. mit dem Verkaufspersonal beim Detailhandel. Gerade dieser könnte aber mit einer Anpassung der Preis- und Margenpolitik jederzeit für bessere Einkommen sorgen, das aber nur nebenbei.

Allianz mit Strombranche und BauunternehmerInnen
Die Einkommensentwicklung zeigt aber, dass eine starke Landwirtschaftslobby nötig bleibt. Dieser Lobbyaktivität dient natürlich auch die Neujahrs-Medienkonferenz. Hier wurde denn auch gleich das SBV-Thema Nr. 1 für das Jahr 2024 gesetzt. Es handelt um die Biodiversitäts-Initiative, die man bodigen will. Die Nein-Allianz des SBV mit BauunternehmerInnen, Strombranche und generell den Wirtschaftsverbänden steht.

Die Ablehnung des Volksbegehrens an der Urne im Juni oder September dürfte Formsache sein. Schade aus meiner Sicht, denn den moderaten Gegenvorschlag hätte es leiden mögen, ohne dass die heimische Produktion zu stark gelitten hätte; zumal das Alternativprojekt vor allem im Siedlungsgebiet gewirkt und die Landwirtschaft wenig tangiert hätte.

Biodiversitäts-Initiative: Der Mist ist geführt
Item, dieser Mist ist geführt. Es bleiben aus meiner Sicht noch zwei Erkenntnisse: Erstens ist der Vorteil des Abstimmungskampfs gegenüber einer hundskommunen Gesetzesänderung (durch einen indirekten Gegenvorschlag) die anstehende intensive öffentliche Diskussion über Biodiversität. Das schadet sicher nicht. Das Wissen über deren Bedeutung ist in der breiten Bevölkerung komplett ungenügend.

Zweitens ist die Lobbyarbeit des SBV immer nur so erfolgreich, wie es die politische Gegnerschaft zulässt. Der Einfluss der Mainstream-LandwirtschaftsvertreterInnen ist beträchtlich, aber letztlich nur so gross wie die Unfähigkeit der anderen LobbyistInnen, ihre Interessen zu bündeln. Es bringt also nichts, über Ritter und Co. zu jammern, wenn man/frau nicht bereit ist, die Themen rechzeitig zu besetzen, die Kampagnen sorgfältig vorzubereiten und früh im Jahr frierende JournalistInnen zu empfangen.

Das obligate Gruppenbild mit Feld und Wald.

Die Country-Mall – ist das noch Landwirtschaft?

Oktober 8, 2017

Heute werden sie wieder zu Tausenden auf die Juckerfarm in Seegräben strömen, die Erlebnishungrigen. Ich war letzten Sonntag kurz dort und etwas überrascht. Soviel Volk hätte ich dann doch nicht erwartet.

Klar, das selbsternannte „Kürbis-Imperium“ kannte man schon als Publikumsmagnet, aber jedesmal wenns einem hierhin verschlägt, ist die Infrastruktur, das Erlebnisangebot wieder ein bisschen gewachsen.

Aber woraus besteht denn dieses Erlebnis? Zunächst wandelt man als Anwanderer durch eine Apfelanlage, landet folgerichtig bei der mobilen Mosterei, ist dann sofort umringt von vielen Schaulustigen, die gleich nebenan den frischen Most trinkt oder abfüllt, bevor man sich am Grill eine Bratwurst, in der Bäckerei ein Stückli oder in einem der ausgewachsenen Restaurants ein komplettes Menu gönnt. Unterdessen gibt’s nämlich in einem neu anmutenden Gebäude eine zweite Beiz mit Panoramaterasse.

Mitten drin dann eine Kürbisflut, inszeniert in Skulpturen oder anderen Arrangements und natürlich Exemplare in jeder Grösse zum Verkauf. Die diversen Verkaufspunkte bieten aber nicht nur Gebäck, Most oder Kürbisse, sondern natürlich auch alle anderen Produkte von den vier Betrieben, oft in konservierter Form, seien es Würste, Konfitüre oder was sonst immer der konsumfreudige Erlebnisfreund oder seine Partnerin begehrt.

Ist das noch Landwirtschaft? Oder nur noch Kürbis-Disneyland? Ich bin für ersteres. Juckers sind clevere Unternehmer, die ihr Business systematisch und ohne viel Rücksicht auf die Gepflogenheiten der Branche ausgedehnt haben (man frage etwa die alteingesessenen Flaacher Spargelbauern…). Verboten ist das nicht, im Gegenteil, es ist von offizieller Seite, man lausche den Worten des Agrarministers, sogar sehr erwünscht. In Ueli Maurer, einem alten Freund des Hauses, haben die Juckers einen zweiten Freund im Bundesrat.

Dass beim Ausbau die Grenzen des Erlaubten ausgekitzelt werden, ist klar, dass es nicht allen gefällt ebenso. In den letzten Jahren war es das Verkehrsproblem in Seegräben, das eher noch mehr Schlagzeilen machte, als die Details der Kürbisausstellung. Ganz zum Unmut der benachbarten Dorfbevölkerung stauten sich die Autos immer ärger. Zuweilen war die Rede von einer Seilbahn zur Entlastung, wohl eher eine Bier- und PR-Idee, unterdessen behilft man sich mit einem improvisierten Parkplatz auf einer Wiese beim Bahnhof, von dort fahren prall gefüllte Shuttlebusse auf den Hof. Sicher besser als die Verkehrslawine auf den engen Gässchen im Weiler, aber das Problem ist latent und zeigt auch Grenzen auf.

Unter dem Strich aber ist mir der Erlebnisrummel auf dem Hof deutlich lieber, als die Einkaufsmeilen in der Agglo, wo sich ein Shoppingpalast an den anderen reiht. Letztlich suchen die Leute nämlich hier wie dort genau dasselbe: Konsum kombiniert mit Erlebnis, und bei Jucker ist letzteres ganz sicher authentischer, als in einem Franz-Carl-Weber-Schaufenster oder am Würstlistand von Ikea. Und ein solch emsiges Treiben auf einem Landwirtschaftsbetrieb, auch wenn es etwas übertrieben scheint, ist mir definitiv lieber, als die Tristesse, welche die für immer geschlossenen Höfe auf dem Weg an den Bahnhof ausstrahlen.

Das Almeria des Apfels stösst an Grenzen

September 21, 2017

Heute ist, sollten Sie die Ankündigung verpasst haben, der Tag des Apfels. Aus diesem Anlass deshalb wieder mal ein paar Zeilen zu dieser von mir heiss geliebten und wenn möglich täglich verzehrten Frucht.

Das letzte Wochenende durfte ich im Südtirol verbringen, das sich in den letzten Jahrzehnten zum Eldorado des Apfels entwickelt hat. Nach zwei Tagen vor Ort bin ich geneigt vom Almeria des Apfels zu sprechen. Die südspanische Gemüsemetropole hat bekanntlich wenig schmeichelhafte Berühmtheit als flächendeckender Plasticgewächshaus-Sündepfuhl erlangt.

So sieht es im Südtirol nicht aus, aber anderweitig belastend. Im ganzen Vinschgau, dem gut 60 Kilometer langen Tal im äussersten Westen des Südtirols und immer weiter darüber hinaus hat die Apfelindustrie kaum einen Flecken Land übrig gelassen, der nicht von den getrimmten Spalierbäumchen bepflanzt wäre.

Das ist zwar alles immerhin noch grün, zumindest im Sommer. Trotzdem ist es kein schönes Schauen. Die Plantagen werden aufrecht gehalten von Betonpfosten, die zum dominanten Landschaftsraster geworden sind. Das erfährt man buchstäblich am Besten im Zug, wo es einem fast schwindlig wird ob des vorbeiziehenden Pfostenwalds gesprenkelt mit zahllosen hellgrünen und roten Tupfern, den makellos im Geäst hängenden dominanten Sorten Golden und Red Delicious, darüber vielerorts ein schwarzer Schimmer bestehend aus Quadratkilometern von Witterungs-Schutznetzen.

Vergangenes Wochenende war die Ernte in vollem Gang. Von hier aus wird der Apfelbedarf von Italien, halb Europa und eines Gutteils der Welt gespiesen. Die Jahresproduktion liegt gemäss Wikipedia bei 950’000 Tonnen von 8000 Betrieben mit total 18’400 Hektaren. Südtirol ist damit das grösste Apfelproduktionsgebiet Europas. Zwar bedecken die Bäume nur 2,5 Prozent des Territoriums, aber in der Talebene sind es gefühlte 70 bis 80 Prozent, die Plantagen reichen bis weit in die Dörfer hinein und kriechen immer weiter den Hang und das Vinschgau hinauf.

Zuoberst im Tal, in Mals, wo man überrascht ist, noch einige weidende Kühe zu sehen, stösst die Industrie jetzt auf Widerstand. Die Gemeinde hat in einem mühselig erkämpften Referendum im November 2014 mit 76 Prozent Ja-Stimmen ein Pestizidverbot beschlossen, dessen Umsetzung aber noch nicht vollzogen ist, da noch zahlreiche juristische Hürden zu nehmen sind. Die Bedeutung des klaren Ja ist eher symbolischer Natur. Das Pestizid-Verbot zielt auf die Apfelproduktion. Diese ist in ihrer Intensität auf 15-20 Pflanzenschutzbehandlungen jährlich angewiesen.

Dass die Dichte der Anlagen den Schädlingen die Verbreitung erleichtert liegt auf der Hand, dass die Spritzmittel-Einsätze in unmittelbarer Nähe der Bevölkerungszentren zunehmend Widerstand wecken, ist logisch. Daran ändert auch die starke Dominanz der apfelfreundlichen Südtiroler Volkspartei und des ihr nahestehenden Bauernbunds nichts.

Diese Apfelmonokultur hat den Bogen überspannt, so mein spontaner Eindruck und das System dürfte über kurz oder lang zusammenbrechen – spätestens dann, wenn die immer weniger werdenden zugelassenen Spritzmittel von Resistenzen durchlöchert sein werden. Das ist eigentlich schade, denn das Klima im Trockental bietet für den Anbau der Frucht ideale Voraussetzungen und hat für einigen Wohlstand gesorgt hat. Gleichzeitig zeigt das Apfel-Almeria zehn Minuten hinter der Schweizer Grenze, dass wir wenn nicht auf einer Insel der Glückseligen, so doch zumindest in und mit einer ganz anderen Agrikultur leben. Die Vielfalt der Schweizer Betriebe nimmt zwar tendenziell ab, aber eine solche Konzentration, wie man sie z.B. auch in Hollands Blumenindustrie findet, wäre bei uns schlicht nicht möglich, auch weil sie von der Bevölkerung nicht geduldet würde.

Allerdings sollten wir uns nicht allzustark in Selbstgefälligkeit sonnen. Unlängst sorgten Pläne für ein 80-Hektaren-Gewächshaus-Landschaft im Seeland für Schlagzeilen. Das sind wenig vielversprechende Perspektiven, auch weil dies möglicherweise das grösste aber längst nicht das einzige Projekt dieser Art in der Schweiz ist. Wehret den Anfängen ist zwar eine schwer abgelutschte Handlungsempfehlung, aber immer noch eine gute.

 

Global denken, lokal handeln – und produzieren

Juli 3, 2017

Hier wieder mal eine Analyse aus der BauernZeitung. Auslöser war das Pestizid-Bashing, das im Moment schwer en vogue ist. Ich habe noch noch selten so viele Reaktionen erhalten auf einen Text, mehrheitlich positiv, übrigens vereinzelt auch aus dem „Biokuchen“. Von dort gab es aber auch kritische Stimmen, so fragte man mich, was denn eigentlich mit meiner Biogesinnung passiert sei. Ich habe ihm dann geschrieben, ich hätte mich schon immer als kritischen Freund der Landwirtschaft, inkl. Bio verstanden.

Aber ist schon klar, dass sich die Perspektive etwas verschiebt, wenn man vom Bioblatt zum allgemeinen landwirtschaftlichen Wochenblatt wechselt. Nach wie vor liegt die Zahl der Biobewirtschafter bei rund 10 Prozent, knapp 90 Prozent verwenden ab und zu oder regelmässig Spritzmittel, die meisten denen ich begegne, sofern man das aus der journalistischen Distanz beurteilen kann, sehr risikobewusst.

Ich bin absolut für saubere Gewässer und Ahndung von Übergriffen und unsorgfältigem Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Was mich einfach ziemlich nervt sind die radikalen Ansätze von Leuten, die sich ein gut laufendes Thema ausgewählt haben, das sie bewirtschaften und sich so profilieren können. Dabei ist ihnen offenbar komplett egal, was sie damit bewirken. Darin unterscheiden sie sich – obschon meist weit links positioniert – kein bisschen von denjenigen Rechtsauslegern, die via Volksinitiativen stupide Forderungen in der Verfassung festschreiben wollen. Und ich mach mir ernsthaft Sorgen, dass wir unsere Landwirtschaft zu Tode pützerln, aber steht ja alles im Artikel. Hier online und hier noch zum direkt im Blog lesen:

Es vergeht kaum ein Tag ohne Attacken auf synthetische Pflanzenschutzmittel (PSM). Eine etwas unheimliche Allianz aus aufgeregten Journalisten, besorgten Forschern, machtbewussten Wasserlobbyisten, opportunistischen Detailhändlern, schlitzohrigen Fischern, radikalen Umweltschützern und bewegten Konsumenten geht derzeit mit vereinten Kräften auf die Landwirtschaft los und diskreditiert den Einsatz von PSM so gut, wie es geht.

Gleichzeitig profitiert jedes Interessengrüppchen auf seine Art. Die Medien bolzen Quote; Forscher, Wasserleute, Detaillisten und Naturschutzgruppen können sich als Umweltapostel profilieren; die Fischer lenken von ihren eigenen Problemen wie der selbst verschuldeten Knappheit der Fischbestände ab und den umweltbesorgten Konsumentinnen und Konsumenten fliegen Unterschriften für ihre Antipestizid-Initiativen zu.

Soll man sich darüber aufregen? Das nützt herzlich wenig. Die PSM-Diskussion ist geprägt durch viel Halbwissen, Emotionen und Eigennutz. Es bringt wenig, mit der gleichen Marktschreier-Mentalität aufzutreten. Die Landwirtschaft tut im Gegenteil gut daran, kühlen Kopf zu bewahren und den angriffsfreudigen PSM-Kritikern den Spiegel vorzuhalten und ein paar Fakten aufzutischen.

Grundsätzlich gibt es nichts einzuwenden gegen eine scharfe Beobachtung des Pflanzenschutzes. Es ist nicht gut, wenn Flüsse verschmutzt sind und Grundwasser verunreinigt wird. Hier hat sich aber in den letzten Jahrzehnten viel getan. PSM werden heute ungleich vorsichtiger eingesetzt, das gilt auch für den Schutz der ausbringenden Person. Zudem hat die Professionalität stark zugenommen; während früher auf praktisch jedem Betrieb eine Spritze stand, ist dieser Job heute vielfach in den Händen von Lohnunternehmern, die durch den täglichen Umgang mit den Spritzmitteln viel Know-how mitbringen.

Wenn weiterhin Grenzwerte überschritten werden, hat das in Einzelfällen mit mangelnder Sorgfalt zu tun, und diese Fehler gilt es weiter zu reduzieren. Der Löwenanteil der Aufregung geht aber zulasten der hypersensiblen Messmethoden, die Mikrogrammen eine Dimension geben, als schwämme der Grossteil der hiesigen Fische bereits auf dem Rücken. Wir verfügen in der Schweiz trotz intensiver Landwirtschaft sowie Gewerbe und Industrie, die übrigens auch nicht nur mit Hahnenwasser kochen, über sehr saubere Gewässer. Man springt sorgenlos in Flüsse und Seen, ein Verhalten, das ausländische Besucher immer wieder in Staunen versetzt. Ihnen käme das in der Heimat gar nicht in den Sinn.

Dass die Umweltschützer im eigenen Umfeld aktiv sind, ist trotzdem nachvollziehbar. Sie halten sich an das bewährte Weltretter-Motto «Global denken, lokal handeln». Wenn man irgendetwas zum Besseren verändern kann, dann höchstens vor der eigenen Türe. Nur denken sie das Sprüchli leider nicht fertig. Denn wer lokal handelt, sollte auch lokal produzieren.

Es dürfte kaum im Sinn der Anti-PSM-Koalition sein, wenn die sterile Reinhaltung unserer Bächlein auf Kosten der Gewässer ennet der Grenzen geht. Genau das wird aber passieren, wenn die ohnehin herausgeforderte Produktion hierzulande durch ein direktes oder indirektes Pestizidverbot weiter in die Defensive gedrängt würde: Die Inlandproduktion ginge zurück, die Importe nähmen zu. Wenn wir die Selbstversorgung in einem solchen Szenario einigermassen auf demselben Niveau halten möchten, bräuchte es einen sehr intensiven Biolandbau. Schon heute steht dieser aber seinerseits vor grossen Herausforderungen. Das in der Praxis immer noch alternativlose Fungizid Kupfer verbleibt als Schwermetall länger im Boden als jedes Pestizid. Und mit Gülle im Bach kann man innert Stunden derart verheerenden Schaden anrichten, dass ein paar Mikrogramm PSM daneben wie ein Nasenwässerchen wirken. Zudem hat der Biolandbau in Sachen Ressourceneffizienz eine schlecht geschützte Flanke.

Und so würde nach der vermeintlichen Lösung des Pestizidproblems zweifellos alsbald die nächste Sau durchs Dorf gejagt. Ob sie nun Ressourceneffizienz, Kraftfutterimport, Antibiotikaverbrauch, Tierschutz oder anders heisst. Die Besorgten aller Couleur müssen einfach aufpassen, dass sie unsere Landwirtschaft nicht zu Tode verschönern und plötzlich ratlos vor einem Scherbenhaufen stehen; komplett abhängig von Importen, bei denen es nichts mehr lokal zu handeln gibt.

 

South Africa: Hard Work für mehr Wertschöpfung

April 17, 2017

 

Vorletzte Woche hatte ich das Glück, am internationalen Agarjournalistenkongress der IFAJ in Südafrika teilnehmen zu dürfen (IFAJ=International Federation of Agricultural Journalists). Es waren sehr eindrückliche Tage: Ein Land, das einem auf den ersten Blick an Europa erinnert, völlig ungewohnt im Vergleich zu dem, das einem von diesem so vielgestaltigen Kontinent sonst in Erinnerung ist. Auf den zweiten Blick entdeckt man dann aber vieles, das doch nicht so anders ist, als an vielen Orten in Afrika.

Zum Beispiel, dass die Handarbeit praktisch ausschliesslich von Schwarzen ausgeübt wird, wobei die „Rainbownation“ natürlich nicht nur Schwarz und Weiss ist, sondern vielfarbig, und doch sind die Aufgaben klar verteilt, denn die „couloured“ also gemischtrassigen People sind auch nicht unbedingt diejenigen in den Bürojobs, zumindest nicht in der Landwirtschaft.

Diese Filmlis stammen aus verschiedenen Betrieben, die wir besucht haben auf unserer Blitzreise durch dieses riesige und facettenreiche Land. Das oben stammt von Laastedrif Farming, einem grossen Landwirtschaftsunternehmen mit Gemüse-Verarbeitung (zwecks höherer Wertschöpfung in einer Nation ohne Agrarsubventionen) und einer produktiven landwirtschaftlichen Nutzfläche von rund 2300 ha, auf denen vor allem Gemüse und Obst wächst sowie Schafe weiden. Der Arbeiter macht Butternut-Kürbisse zu Butternut-Spaghettis, die dann nur 2-3 Minuten in der Mikrowelle schmoren müssen, um servierbereit zu sein.

Dieser und weitere besuchten Betriebe kümmern sich intensiv um ihre Arbeiter und Arbeiterinnen, im Fall von Laastedrif sind es nicht weniger als 500, mehrheitlich fest angestellt. Sie erhalten als Teil des Lohns Wohnraum, eine Schule samt Hort und Krippe für die Kinder sowie medizinische Grundversorgung, das ist längst nicht für alle SüdafrikanerInnen selbstverständlich. Trotzdem, die Arbeit ist hart, der Boss ist weiss und das ist eine kleine Reverenz an die Leute, die sie täglich verrichten, diese Arbeit, seis in Südafrika oder sonstwo auf der Welt.

 

Dieses Video zeigt die Rollrasenernte bei Rossgro, einer weiteren grossen Landwirtschaftsgruppe, die unter anderem auch stark in der Geflügel- und Futtermittelproduktion investiert ist.

 

Hier ein Blick in die Karottenstäbchenproduktionsstrasse bei Laastedrif. Im Hingergrund ein Agrarfotograf an der Arbeit, nicht die anspruchsloseste Kundschaft…

 

Hier ein Eindruck aus der Rüeblisortierhalle bei Laastedrif.

 

Die Äpfel von Laastedrift gehen zur Sortierung zum Fruchtgrossisten und Safthersteller Ceres, der sich teilweise in den Händen der Produzenten befindet.

 

Zum Schluss noch einmal die Rollrasenernte bei Rossgro, die mich auch mechanisch recht fasziniert hat, deshalb ein zweites davon.

Der fette Kuchen zum fetten Spät-Januar

März 7, 2017

Keine Angst, das wird jetzt hier nicht der 3733. Kochblog.Aber ich bin Ihnen, geneigte Leserschaft, ja noch eine Antwort schuldig, genauer: eine Wettbewerbsantwort. Und der Gewinner ist: Thomas Rippel! Herzliche Gratulation. Aber der Reihe nach: Vielleicht erinnern Sie sich noch an den auf Februar ausgeweiteten „Fetten Januar“ und das Preisausschreiben für die „Fette Sau“ von Jürgen Schmücking? Das tolle Buch – hier rechtsliegend – winkte ja dem-/derjenigen, die/der mir das beste fette Rezept zustellen würde. Nun, ohne die Leistung von Thomas schmälern zu wollen, das Teilnehmerfeld war relativ klein, um genau zu sein umfasste es genau eine Person. Der fette Preis für den Sieger ist aber nicht minder verdient, sein Rezept sieht nämlich lecker aus, probiert habe ich es zwar noch nicht, aber schon beim mit den Augen probieren siehts verlocken aus.

Aber überlassen wir das Wort doch dem Gewinner: „Ich habe ein Rezept von einer 92-jährigen Frau aus dem Welschland welche uns regelmässig am Hof besucht bekommen nachdem ich ihr von meiner Liebe für Grieben erzählt habe – Griebenkuchen. Sie hat es auf einer Schreibmaschine getippt und mir mit einem netten handgeschriebenen Brief geschickt. Heute habe ich das Rezept ausprobiert und es wurde köstlich 🙂 Die Grieben habe ich übrigens auch selber gemacht.
Ich habe das Rezept nun noch mal ein wenig Nose-to-Tail-iger gemacht. Statt Ei und Milch habe ich Blut genommen (s. Bild unten):

-250g Mehl
-125g Grieben
-125ml Blut
-1/2 Teelöffel Salz
-1 Esslöffel Schmalz
-Hefe“

Danke, Thomas. Mir gefällt das Rezept natürlich auch weil Grieben vorkommen. Auf gut berndeutsch heissen die Gräubi, das ist ausgelassenes Schweinefett gewürfelt (s. das instruktive Bild von Thomas). Und Grossvater selig pflegte sie im Winter den Hühnern zu futtern. Das gab den Eierproduzentinnen den nötigen Schmutz, um die damals noch arktischen Temperaturen in der kalten Emmentaler Jahreszeit zu überstehen, wobei ein guter Anteil immer auch direkt im Magen des Grosssohns verschwand. Das war ein wachsiges Beifutter.

Toll übrigens auch die Wortschöpfung „Nose-to-tailiger“, das merk ich mir. Lasst uns den Fleischkonsum wieder „Nose-to-tailiger“ machen, das ist doch ein guter Vorsatz für einen Dienstagabend.

Zum Schluss noch zwei, drei Worte über den Gewinner, bzw. seinen Brot-, bzw. Grieben-Erwerb. Er ist laut der schmucken Website Landwirtschaftsgeselle auf dem Hof Maiezyt in Habkern im Berner Oberland. Sieht nach einem interessanten Gemeinschaftsprojekt aus. Daneben unterhält unser Gewinner eine eigene stattliche und lesenswerte Webpräsenz. Ich wünsche Glück in den Stall und weiterhin ein gutes Händchen in der Küche! Der fette Preis ist unterwegs, oder jedenfalls schon fast. (Bilder Thomas Rippel)

Der fette Januar (2): Ein hoch auf den Schmutz

Februar 4, 2017

fette-sau-1Dieser Januar ist einfach zu schnell vorbeigegangen. Drum ist das jetzt quasi der fette Spätjanuar. Heute gibt’s es das titelgebende Werk zu gewinnen, namen „A fette Sau – Mangalitza, Zucht und Geschichte, Fleisch und Gerichte“ von meinem Agrarjournalistenkollegen Jürgen Schmücking.

Für Jürgen ist Agrarjournalist eigentlich eine Untertreibung, klar, das ist er auch, aber daneben ist er auch ein Top-Fotograf und vor allem ein krasser Ernährungstyp, und das meine ich jetzt nur positiv. Er ist ein Spürhund, immer am Schnüffeln nach dem besten Geschmack, wenn Du ihm auf Facebook und Instagram folgst, darfst Du das NIE hungrig oder durstig tun, sonst grenzt es an Folter. Auch daneben ein Supertyp, lustiger österreichischer Humor, unbestechliches Urteil zwar, aber kein gestopfter Kritiker, sondern ein gmögiger Kasten, Typ progressiver Seebär.

Anyway, was ich eigentlich sagen wollte: Wenn Jürgen ein Buch rausgibt, dann kann es nichts Schlechtes sein, das wusste man schon vorher. Und es ist super geworden. Aber auch für „A fette Sau“ gilt, was ich vorhin gesagt habe, zumindest wenn man nicht vegi ist oder etwas gegen Schmutz (für nicht-Schweizer: Schweinefett hat). Ich habe zwar grad üppig gefrühstückt, aber Jürgens 200-Seiter hat mir trotzdem schon wieder Hunger gemacht.

fette-sau-2Das Buch ist eine Mischung: Im Mittelpunkt stehen das Tier, das Mangalitza-Schwein. Es ist ein Porträt dieser „Rasse mit Klasse“, die allerdings schwer in Rücklage geraten ist, seit der Durchschnittskonsument das Fett meidet, wie der Teufel das Weihwasser (Zitat Schmücking). Es ist aber auch ein Porträt des Ehepaars Wiesner, das sind Christoph und Isabell, Mangalitzazüchter irgendwo im tiefen Österreich. Die fette Sau ist zudem agronomisch und metzgerhandwerklich ergiebig, man erfährt viel über die Fütterung (zB. mit gekochten Kartoffeln) aber auch über die Schlachtung. Hier ein kleines Beispiel:

Schnell gemästete Schweine stehen immer durchgetreten, also flach und mit weichen Gelenken da. Da kann sich jeder vorstellen, dass das Tier ständig Schmerzen hat und das Produkt am Ende nicht gut sein kann, weder im Geschmack, noch in der Information, die das Fleisch weitergeben wird. Das heisst also, man sollte den Tieren am Anfang Zeit geben, sie langsam wachsen lassen, dafür sorgen, dass die Schweine frische Luft haben. Wir wollen ja auch die Lunge essen.

 Im weiteren ist es natürlich auch ein Rezeptbuch mit tollen Bildern (wie sowieso alle Fotos sehr  ansehnlich sind), aber auch ein Plädoyer für artgerechte Nutztierhaltung, für eine nähere Beziehung zwischen Bauer und Konsument sowie für den Nose-to-Tail-Ansatz. Eine interessante Passage beschreibt unter anderem, wieso es Sinn macht, möglichst grosse Stücke vom Schwein zu kaufen:

Es ist ganz einfach: Je grösser die Fleischstücke sind, desto mehr kann man darin lesen. Je näher man dem Produzenten ist, desto eher kann man auch überprüfen, ob das was er gesagt hat, auch stimmt. Bei einzelnen Koteletts ist überhaupt nicht mehr feststellbar, was damit alles passiert ist. Bei einer halben Sau ist die Sache deutlich einfacher. Man sieht die Drüsen, das Bindegewebe ist genau so sichtbar wie die Knochen. Der Schlachtkörper erzählt die komplette Geschichte des Tieres.

fette-sau-3Und so weiter. Kann ich voll empfehlen. Hier der Link zum Buch, gehen Sie doch, wenn Sie Euch auch hungrig macht, die fette Sau, zum lokalen Buchhändler und bestellen Sies, passt irgendwie besser zum Inhalt, als Einklickbestellung beim Internet-Multi… Oder machen Sie an meinem Wettbewerb mit, weil im Moment scheint das Buch (verständlicherweise) ausverkauft zu sein. Aber weil man wirklich Schmutz gerne haben muss, um es zu geniessen, ist es keine gschwind Wikipedia-Wettbewerbsfrage sondern quasi der Slow Food unter den Quizanforderungen: Wer mir in den nächsten zwei Wochen das beste Rezept in dem Schweinsschmutz oder feisses Schweinefleisch eine Rolle spielen zuschickt (adimali@gmx.ch), am besten selber gekockt, am liebsten mit Bild, kriegt die fette Sau zugestellt. Die Jury ist sehr subjektiv und aus einer schmutzliebenden Person bestehend. (Bilder aus dem besprochenen Buch)

Der fette Januar (1): Hornkalender, spät aber rar

Januar 15, 2017

hornkalenderNach übermässig langer Pause hier endlich wieder einmal ein Agroblogpost. Und um Sie für die lange Wartezeit (falls Sie überhaupt gewartet haben) zu entschädigen, werte Leserschaft, beginnen wir das neue Jahr gleich mit einem Preisausschreiben, und zwar gleich mit einem dreifachen.

Den Anfang macht der Hornkuh-Kalender 2017. Es ist zwar, ich gebe es zu, etwas spät für diesen Preis, das Januarbild werden Sie, spätereR GewinnerIn, nur noch kurz geniessen können, aber es bleiben ja noch 11. Und zudem ist er recht exklusiv, der datenmässig Orientierung spendende Wandschmuck mit  Horn ist nämlich ausverkauft, wie man auf der Website der dahinter stehende Hornkuh-Initianten erfährt.

Bevor wir nun zur Quizfrage kommen noch ein paar Worte zur Hornkuhinitiative (HKI), die derzeit nach erfolgreicher Einreichung der politischen Dinge harrt, die auf ein Volksbegehren zu warten pflegen. Anders als die kurz vor dem Rückzug stehende Ernährungssicherheitsinitiative des SBV ist der Vorstoss von Armin Capaul und seinen Mitstreiterinnen voll im Saft und wird voraussichtlich noch einigen Staub aufwirbeln.

Ehrlich gesagt, macht es wohl keinen grossen Sinn, den Hornfranken für Kühe und Ziegen in die Verfassung zu schreiben, wobei ja schon paar andere Sachen drin stehen, die dort nicht hingehörten. Am Schluss wird man sich wohl im besten Fall (aus Sicht der Initianten) mit einer Änderung der Direktzahlungsverordnung zufriedenstellen müssen. Aber der Zündstoff, den die Initiative birgt, liegt anderswo, da sie droht, die Landwirtschaft zu spalten.

Voraussehbar ist eine klare bäuerliche Mehrheit dagegen, aber geschätzte 20-30 Prozent der Bauern dürften die HKI befürworten und dies voraussichtlich mit Unterstützung eines guten Teils des Stimmvolks. Es gibt kaum etwas, was die bäuerlichen Exponenten der Agrarpolitik so sehr fürchten, wie einen öffentlichen Disput verschiedener Fraktionen innerhalb der Branche und man darf gespannt sein, wie sie dies zu verhindern versuchen werden.

Nun aber zur Quizfrage: Dieses Wochenende ging ja bereits der Höhepunkt der heurigen Spitzenschausaison über die Bühne. Auch dort gibt es schöne behornte Kühe und dies vor allem bei den Simmentalern. Wer mir als erstes in die Kommentarspalte schreibt, wie der Anlass heisst und auf welchen Namen die Reserve Championne bei den Simmentalern hört, is the Winner. Und noch zwei kleine Tipps: Auf der Website der BauernZeitung bestehen recht gute Chancen, fündig zu werden, und lustigerweise hat der Name auch gewisse Parallelen zu demjenigen dieses Blogs. Viel Glück!

PS. Zunächst herzliche Gratulation an den Sieger Christian Tüscher, der da innert Kürze souverän richtig geantwortet hat (s. Kommentarspalte). Er hat mir aus diesem Anlass verdankenswerterweise auch ein paar interessante Gedanken zur Initiative zukommen lassen, die ich Ihnen nicht vorenthalten will (mit Christians Zustimmung):

Da wir auf unserem Bio-Betrieb selber behornte Simmentaler-Kühe haben (Laufstall) war das Quiz wie zugeschnitten auf unseren Betrieb, wobei mich ehrlicherweise die Showszene bei den Kühen nicht wirklich interessiert. Per Zufall las ich gerade den „Schweizer Bauer“ (keine Angst, habe auch die Bauernzeitung abonniert) als dein Tweet kam und so musste ich nur blättern und hatte die Lösung.
Deinem Kommentar zur Hornkuh-Initiative kann ich nur beipflichten. Obwohl ich bei einer Annahme der Initiative auch profitieren könnte (haben rund 35 „Horn-GVE“) habe ich die Initiative nicht unterschrieben und zwar aus folgenden Gründen, welche du z.t. schon aufgeführt hast:
1. Nicht verfassungswürdig, höchstens auf Stufe Verordnung
2. Innerlandwirtschaftlicher Disput – schadet der ganzen Branche. Thema dabei könnte dabei auch Laufstall vs. Anbindestall werden, da die meisten Hornkühe im Anbindestall gehalten werden. Auch wenn die IG-Anbindestall mangels besserem Wissen immer wieder betont, dass es Hornkühe im Anbindestall besser gehe als im Laufstall könnte für die Freunde des Anbindestalls der Bumerang zurückkommen und sie selber treffen (verstehe mich richtig, ich habe nichts gegen Anbindeställe, jedoch ist mir das missionarische und besserwisserische Getue dieser IG mehr als zuwider).
3. Wir sollten nun wirklich von der Mentalität wegkommen, immer den Staat zu rufen, um für irgendwelche Leistung Gelder zu bekommen. Stattdessen sollte Eigeninitiative entwickelt werden, um einen Mehrwert für die Hörner direkt am Markt zu erzielen. Aber eben, dies ist mit Aufwand verbunden, da ist es doch praktischer, den Staat zu rufen.

Wir lassen unseren Tieren die Hörner aus Überzeugung. Auch die Haltung im Laufstall funktioniert problemlos. Meist ist eh nicht der Stall, sondern der Mensch, resp sein Management das Problem.

So, dies ein paar Gedanken von mir zur Thematik.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte…

November 22, 2016

auswandererblogLiebe Leserinnen und Leser, mir ist heute schon zweimal gratuliert worden zu diesem Beitrag. Das freut mich sehr, aber es sind fremde Federn, die mich hier schmücken, nämlich diejenigen von Auswandererblogger Ruedi Baumann, dessen Beitrag ich hier lediglich rebloggt habe, da ich ihn sehr lesenswert finde, besten Dank Ruedi und Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!

„Diese Bauprofile sind mir heute auf einem Sonntagsspaziergang in Lyss, Kanton Bern, Schweiz aufgefallen…. Langsam setzt sich auch in der schönen Schweiz die Erkenntnis durch, dass die ausufernde Zersiedlung der Landschaft begrenzt werden muss. Jahrzehnte nach dem Erlass des Raumplanungsgesetztes und diversen Ergänzungen kommt man mehrheitlich zum Schluss, dass die Bauzonen zu gross geraten sind, […]“

http://auswandererblog.ch/2016/11/20/ein-bild-sagt-mehr-als-tausend-worte/

Baysanto: ChemiEhe mit hoher Bringschuld

September 25, 2016

mariageNun ist sie also so gut wie amtlich bewilligt, die Multimultimilliarden-Hochzeit zwischen Bayern und Monsanto, beziehungsweise die Adoption des amerikanischen Schmuddelknabens durch die Leverkusener Mutti. Das ist keine Überraschung: Die Ausweitung von Marktmacht durch Konzentration gehört zu den Megatrends in der heutigen Wirtschaft, daran wird auch in diesem Fall das Hüsteln der im Gegensatz zu Braut und Bräutigam national organisierten Wettbewerbsbehörden gar nichts ändern, wie die Erfahrung zeigt.

Der reizende Kommentar

Von dem her nichts Neues im Westen und an sich auch nicht des Bloggens wert. Doch der Kommentar von NZZ-Wirtschaftsredaktor Sergio Aiolfi zum Baysanto-Merger hat mich nun doch zu fest gereizt, um hier nicht wieder einmal in die Tasten zu greifen. Nicht etwa, um den geschätzten Ex-Kollegen zu bashen, sondern weil sein Text exemplarisch zeigt, wie simplifizierend und letztlich naiv heute von Wirtschaftsexperten die Kritik an dieser Fusion und generell am Agieren der Chemie-Grossunternehmen vom Tisch gewischt wird, obschon es angesichts der bisherigen Erfahrungen jenseits der ausgewaschenen Schützengräben von erbitterten Befürwortern und Gegnern mehr als genug Anlass gibt, diesen gigantischen Zusammenschluss kritisch zu hinterfragen.

Aiolfis Kommentar ist typisch für eine Denkschule, die höchstens den Shareholdern, ganz sicher aber nicht den Konsumenten und den Bauern, und zu allerletzt denjenigen in der dritten Welt dient. Es sei hier wieder einmal erwähnt, dass über die Hälfte der Armen auf dieser Welt Bauern sind, denen die finanzielle und technische Basis für einen sicheren Einsatz der Hi-Tech-Chemierezepte fehlt. Aber der Reihe nach. (Den Kommentar übrigens, sollten Sie den oben eingefügten Link nicht nutzen können, habe ich untenstehend in voller Länge eingefügt.)

Tränen der Rührung?

Aiolfi erwähnt zum Auftakt den möglichen Reputationsschaden für das deutsche Unternehmen durch eine Übernahme von Monsanto. Sollen uns nun die Tränen der Rührung kommen, ob des uneigennützigen Einkaufs von Bayer? Als ob irgendjemand von einem der schärfsten Konkurrenten Monsantos eine Imagekorrektur für das rücksichtslose Geschäftsgebahren der Amerikaner (dem Vernehmen nach beschäftigt Monsanto mehr Anwälte als Agronomen) erwarten würde. Bayer ist keine gemeinnützige Gewissensstiftung, sondern ein Unternehmen, das im Bereich von pestizidresistentem GVO-Saatgut gegenüber Monsanto ein grosses Defizit hat und dieses mit dem Zukauf auszugleichen versucht. Monsanto seinerseits verzeichnet ein Vakuum in der Produkte-Pipeline, weil man sich zu lange auf ein einziges Produkt verlassen hat, dessen Patente nun auslaufen.

Dass die Reputation von Monsanto durch den Einsatz seiner Roundup-Kupplungs-Technologie (Verkauf von Herbizid und dagegen resistentem GVO-Saatgut) gelitten hat, ist nicht das Verdienst der „arroganten Bayer- und Monsanto-Kritiker“, sondern weitestgehend selbst verschuldet. Dabei ist der zuweilen schrille Widerstand von NGO und Konsumenten in Westeuropa nur ein Nebenschauplatz. Das Hauptproblem aus agronomischer und damit auch gesellschaftlicher Sicht liegt anderswo.

Mit der Verschmälerung des Saatgut-Angebots auf wenige GVO-resistente Sorten (und damit der vom Kollegen in Abrede gestellten Verminderung der Auswahl für Konsumenten und Landwirte (beim Saatguteinkauf)), förderte Monsanto vor allem im weitherum boomenden Sojaanbau geradezu die Resistenzen von Unkräutern gegen Roundup. Die Folge ist unter anderem der grossflächige Einsatz hochgiftigen Substanzen wie Atrazin oder 2,4-D, welche oft mit Flugzeugen versprüht werden, die dabei ganze Dörfer einnebeln und die Gesundheit der Anwohner permanent gefährden. Das passiert aber nicht etwa in Europa, sondern zum Beispiel in Südamerika, wo mit GVO-Saatgut richtig Geld verdient wird.

Keine Spur von Technologiefeindlichkeit

Aiolfi führt den Widerstand gegen solche Auswüchse auf Technologiefeindlichkeit „der Grünen“ zurück. Wenn er damit die Biobauern und das ihnen wohl gesonnene politische Umfeld meint, dann ist er definitiv auf dem Holzweg. Diese sind nämlich keineswegs technologiefeindlich, sondern vor allem allergisch auf die Vereinnahmung ihrer Produktionsgrundlagen durch Konzerne, welche nicht etwa die komplette Ernährung der Weltbevölkerung anstreben, sondern, wie Aiolfi richtig feststellt, die „konsequente Verfolgung der Interessen der Aktionäre“, die der Kommentator wie leider viele seiner Kollegen mit denjenigen sämtlicher Stakeholder verwechselt oder verwechseln will.

Wollten die Shareholder und damit ihre Firmen nämlich nicht kurzfristigen Profit, sondern tatsächlich eine globale Ausrottung der Unterernährung und der Armut, dann hätten sie den Tatbeweis dafür längstens liefern können. Das ist aber bisher nicht gelungen, deshalb wohl auch die nachvollziehbare Skepsis der Kritiker, dass Baysanto und Konsorten künftig anders zu agieren gedenken. Mit Arroganz hat dies nichts zu tun, eher mit pragmatischer Einschätzung der Lage. Deshalb erübrigt es sich auch, die vorliegende Fusion mit der Ernährung von mutmasslich 2,3 Milliarden Menschen mehr anno 2050 rechtfertigen zu wollen.

Zurück zur von Aiolfi vermuteten „fatalen Technologie-Verteufelung“ durch die „Grünen“. Ich empfehle dem Kommentator statt der x-ten Bilanzmedienkonferenz einen Besuch an einem Bioackerbautag (siehe z.B. Video unten). Dort wird er sehen, dass sich hinter jedem modernen mechanischen Unkrautbekämpfungsgerät Trauben von Bauern und Bäuerinnen (auch konventionellen) scharen, die gespannt auf neue Technologie warten, um dem Unkraut ohne Pestizide Herr zu werden. Die aus ökologischer Überzeugung, ökonomischem Kalkül (bessere Preise für Bioprodukte) oder weil sie den Resistenzen auch mit den neueren, und durchaus umweltverträglicheren synthetischen Pestiziden nicht beikommen.

Grünes Digital Farming

Diese Geräte arbeiten mit modernster Digitaltechnologie, GPS, Lasersensoren, Hi-Tech-Steuerungen etc., eben Digital Farming. Bei deren Entwicklung sind aber nicht die Chemiemultis, sondern vorwiegend KMU führend, welche mit tatkräftiger Unterstützung der Landwirte neues Gerät entwickeln. Selbiges gilt für den biologischen Pflanzenschutz, wo grosse Chemieunternehmen, darunter Bayer, den Braten gerochen haben und Start-Ups gleich reihenweise aufkaufen. Von Technologiefeindlichkeit also keine Spur.

Auch GVO werden übrigens bei den „Grünen“ keineswegs nur im gut-böse-Raster diskutiert, sondern von gewissen Leuten durchaus als Chance gesehen, zum Beispiel, um den dringend nötigen Zuchtfortschritt für krankheitsresistente zu beschleunigen. Der Grund warum diese positiven Stimmen noch in der Minderzahl sind, ist nicht Technologie-Verteufelung sondern hauptsächlich darin zu suchen, dass die Grossunternehmen die Technologie bisher vor allem dafür benutzt haben, ihre Interessen am Markt durchzusetzen.

Zum Glück ist Food ein Politikum

Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Food. Aiolfi beklagt sich, dass sich „Slow-Food-Freunde“ und andere Grosskonzern-Kritiker der Ernährung als Politikum annehmen, statt sich widerstandslos verabreichen zu lassen, was eine zunehmend konzentrierte Nahrungsmittelindustrie innoviert („Fast Food als Segen für minderbemittelte Konsumenten“). Die Verdienste der Konzerne um Food-Standards (Hygiene, Convenience etc.) in Ehren, aber dass sich immer mehr Konsumenten und ihre Vertreter das Recht herausnehmen, Fragen zu stellen und über Nahrungsmittel engagiert zu diskutieren und via Auswahl die Produktion zu steuern, ist ein Segen. Dieser Bereich ist zu essentiell und lebensnah, als dass man ihn den Konzernen überlassen könnte. Ein liberaler Geist sollte eigentlich froh sein, wenn die Konsumenten als mündige Wirtschaftssubjekte so Qualitätsförderung betreiben.

Zum Schluss wünsche ich mir, dass mich diese Mega-ChemiEhe positiv überrascht und dass sie bessere Blüten treibt, als das Vorgängermodell. 1954 haben Bayer und Monsanto gemeinsame Firma Mobay gegründet, wie man auf Wikipedia ausführlich nachlesen kann. Das 1992 aufgelöste Unternehmen produzierte unter anderem 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure für den Entlaubungscoktail Agent Orange, den die Amerikaner im Vietnamkrieg verwendeten. Es kann ja eigentlich nur noch besser werden, die Bringschuld ist hoch. (Bild marketwatch.com)

 

Der Kommentar von Sergio Aiolfi in der NZZ vom 17.9.2016:

Proteste gegen den Zusammenschluss von Bayer und Monsanto: Fatale Technologie-Verteufelung
«Höllische Heirat», «tödliche Vereinigung», «Errichtung eines arroganten Imperiums», das unweigerlich im «Ökozid» endet: Umweltschützer und Kritiker aus dem Lager der Nichtregierungsorganisationen lassen an der geplanten Übernahme von Monsanto durch Bayer kein gutes Haar. Mit dieser Transaktion geht das deutsche Pharmaunternehmen nicht nur betriebliche und finanzielle Risiken ein, sondern es nimmt auch einen möglichen Reputationsschaden in Kauf. Der amerikanische Saatguthersteller ist wohl der meistgehasste Multi der Welt. Als dessen neuer Eigentümer läuft der Leverkusener Konzern – seinerseits immer wieder Zielscheibe von Kritikern – Gefahr, die Gegner noch weiter gegen sich aufzubringen. In ihren wütenden Reaktionen prangern diese die angebliche Ballung von Marktmacht an, die mit der Fusion einhergeht; zudem machen sie geltend, dass sich für die Konsumenten damit die Auswahl an Nahrungsmitteln verringern werde. Dass die Wettbewerbsbehörden in den Ländern, in denen Bayer/Monsanto künftig tätig sein wird, Monopolstrukturen kaum tolerieren werden, findet bei den Kritikern keine Erwähnung. Erstaunlich an deren Stellungnahmen ist ohnehin der völlige Mangel an sachlichen Argumenten, die erklären würden, warum die geplante Übernahme denn so verwerflich wäre. Die Aktivisten brüsten sich damit, dafür gesorgt zu haben, dass der Name Monsanto zum Synonym von «Gift» geworden sei. Weitere Erläuterungen erübrigen sich. Angesichts der Tragweite dieser Transaktion ist das sehr dürftig.

Nahrungsmittel als Politikum

Viele der Vorwürfe, denen sich Monsanto ausgesetzt sieht, könnte man auch anderen Firmen machen. Der Konzern ist marktmächtig, gewinnorientiert, global tätig und verfolgt konsequent die Interessen der Aktionäre. Banken, Rohstoffkonzerne und Pharmafirmen tun dies ebenfalls und geraten auch immer wieder in den Strudel der Kritik. Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen jedoch scheinen sich für Anprangerungen ganz besonders zu eignen. Dem war nicht immer so. Die Industrialisierung des Essens und des Kochens nach dem Zweiten Weltkrieg beispielsweise stiess in der Gesellschaft auf Akzeptanz; sie wurde als Wohltat für die eilige Hausfrau empfunden. Fast Food galt als Segen für minderbemittelte Konsumenten.

Dass Nahrungsmittel heute ein derartiges Politikum sind, hat wohl damit zu tun, dass sie einer Vielzahl von Zeitgeist-Strömungen als Protest-Plattform dienen. Industrie-, Kapitalismus- und Globalisierungskritiker finden hier ebenso Gehör wie Umweltschützer und Slow-Food-Freunde. Im Hintergrund kochen zudem die Agrarmarkt-Protektionisten ihr Süppchen und wirken darauf hin, dass ihre Einflusssphäre von Fremdem verschont bleibt. Ein Unternehmen wie Monsanto ist die ideale Verkörperung all dessen, was diese Fortschrittsskeptiker ablehnen.

Was den Kritikern vor allem in Europa besonders in die Nase sticht, sind die gentechnisch veränderten Organismen (GVO), eine Saatgut-Spezies, zu deren Entwicklung Monsanto wesentlich beigetragen hat. Auch diese Hightech-Agrarprodukte sind zum Symbol für das Böse schlechthin geworden. Sie gelten als Machtinstrumente, um den Bauern die Industrialisierung der Landwirtschaft aufzunötigen, sie in die Abhängigkeit von Konzernen zu zwingen und die Umwelt zu zerstören. Diesem grotesken Zerrbild werden die Segnungen des Biolandbaus gegenübergestellt, welcher der Menschheit auf sanfte Art den Weg zurück zur Natur weist.

Die Gefahr besteht, dass die europäische Sichtweise und der Biolandbau zum Modell für die Lösung der globalen Ernährungsprobleme werden. Ein Fehlschluss.

Ist das tatsächlich die Alternative zur konventionellen Agrartechnologie? Nach den Schätzungen der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) dürfte die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,7 Milliarden Menschen angewachsen sein; das sind 2,3 Milliarden mehr als heute. Damit all diese Erdbewohner ernährt werden können, wird die Nahrungsmittelproduktion gegenüber dem jetzigen Stand überproportional gesteigert werden müssen; es ist davon auszugehen, dass mit zunehmendem Wohlstand vorab in Schwellenländern der Kalorienverbrauch pro Kopf zunehmen wird. Die agrarwirtschaftlichen Nutzflächen lassen sich jedoch nicht entsprechend ausweiten, was bedeutet, dass man bestehendes Ackerland intensiver nutzen muss. Gleichzeitig wird man weniger Wasser und weniger Chemikalien einsetzen können.

Mit den Mitteln der Biolandwirtschaft werden sich diese globalen Herausforderungen kaum meistern lassen. Die FAO betont zwar die Bedeutung des organischen Landbaus. Sie hielt jedoch bereits 2007 fest, dass auf Basis dieser Methode die derzeitige Weltbevölkerung nicht ernährt werden könne, von der Zahl künftiger Erdenbürger ganz zu schweigen. Man wird auf Produktivitätsfortschritte angewiesen sein, die unter Einsatz technologischer Neuerungen zu erzielen sind. Und dazu braucht es Firmen wie Bayer, Syngenta, Dow, DuPont, BASF – und nicht zuletzt Monsanto.

Über die Gentechnik hinaus

Auch die GVO gehören, allen Anfeindungen zum Trotz, zu den Mitteln, welche die Produktivität der Landwirtschaft fördern. Trotz allen Verdächtigungen stellen sie für die Konsumenten auch keine Gefahr dar. Bis heute jedenfalls gibt es keinen Nachweis dafür, dass die Organismen zu gesundheitlichen Schäden führen könnten. GVO sind aber auch kein Wundermittel, mit dem sich die Ernährungsprobleme allesamt lösen liessen. Bei Monsanto beging man in früheren Jahren wohl den Fehler, dieser Technologie zu grosse Bedeutung beizumessen und sie als einziges Mittel für eine zukunftsträchtige Gestaltung der Landwirtschaft zu propagieren. Davon ist der Konzern längst abgekommen, was den Kritikern vermutlich entgangen ist.

Eine neuartige, von Monsanto geförderte Agrartechnologie ist beispielsweise das Digital Farming, ein computerisiertes Verfahren, das auf der Verarbeitung von grossen Datenmengen (etwa bezüglich Bodenbeschaffenheit oder Wetterbedingungen) und dem Einsatz von Algorithmen beruht. Dank diesen Informationen können einem Landwirt präzise Anweisungen über Ort und Zeit eines optimalen Saatgut-, Dünger- und Pestizid-Einsatzes gegeben werden. Und aufgrund dieser Informationen lassen sich die mit bestehenden Anbaumethoden erzielten Erträge erhöhen. Die neue Technologie fällt heute umsatzmässig noch wenig ins Gewicht, hat aber beträchtliches Potenzial. Mit deren zunehmender Bedeutung wird sich Monsanto von einem Saatguthersteller allmählich zu einem Dienstleistungsunternehmen wandeln. GVO, der ewige Stein des Anstosses, dürften konzernintern an Bedeutung verlieren – wobei kaum anzunehmen ist, dass sich der Hass auf das Unternehmen deshalb verringern wird.

Die Fundamentalopposition, die einer Firma wie Monsanto entgegenschlägt, hat die verhängnisvolle Folge, dass alle technischen Neuerungen, die von einem Multi ausgehen, generell abgelehnt werden. Im Lager der Grünen hat sich eine Maschinenstürmer-Mentalität breitgemacht, und man gibt sich der Illusion hin, dass die Herausforderungen, die in den nächsten Jahrzehnten anstehen, ohne technische Innovationen und Zusatzleistungen zu bewältigen sein werden. Mit dem Verzicht auf Hightech und GVO ist man in Europa bisher gut zurechtgekommen. Die Gefahr besteht jedoch, dass man diese europäische Sichtweise und die Vorliebe für Biolandbau zum Modell für die Lösung der globalen Ernährungsprobleme emporstilisiert. Das ist ein fataler Fehlschluss. Namentlich Drittwelt- und Schwellenländer sind auf den Einsatz moderner, ertragssteigernder Agrartechnologien angewiesen – und solche Innovationen stammen aus den Labors und Versuchsfeldern der Agrarkonzerne. Diese Bemühungen gilt es nach Kräften zu fördern und nicht zu sabotieren, wie das die arroganten Bayer- und Monsanto-Kritiker tun.